Alfred Kubin - Traumgestalten und Nachtmahre / Phantasms and Nightmares

Alfred Kubin - Traumgestalten und Nachtmahre / Phantasms and Nightmares

Henze & Ketterer & Triebold Wettsteinstr. 4Riehen, 4125, Switzerland Friday, October 11, 2019–Saturday, February 1, 2020 Opening Reception: Thursday, October 10, 2019, Noon–7 p.m.


Alfred Leopold Isidor Kubin wurde am 10. April 1877 in Leitmeritz in Nordböhmen (Heute Tschechien) geboren, das damals zu Österreich gehörte. Seine Ausbildungszeit war kaum von Erfolgen gekrönt und auch im Privatleben erlitt der junge Kubin zahlreiche Schicksalsschläge. Dennoch erlangte er schon zu Lebzeiten grosses Ansehen unter Kollegen, Kunstkritikern und Kunsthändlern sowie Verlegern und wird heute als einer der herausragenden Graphiker, Zeichner, Buchillustratoren und Schriftsteller des Expressionismus und Symbolismus angesehen.    

Bereits 1887 verstarb seine Mutter an Tuberkulose, da war er gerade mal 10 Jahre alt und gleich ein Jahr darauf verlor er auch seine Tante und Stiefmutter an Kindbettfieber, denn sein Vater hatte in zweiter Ehe seine Schwägerin gleich nach dem Tod seiner Frau geheiratet. Kubin wünschte, nach unbefriedigenden Versuchen einer Ausbildung, seinem Leben ein Ende zu setzen. Jedoch blieb auch der Selbstmordversuch mittels Schusswaffe am Grab seiner Mutter 1896 erfolglos. Dahin geführt hatten ihn die in seiner Jugend ausgeprägte Verzweiflung, sein angeborener Pessimismus, Minderwertigkeitskomplexe und Versagensängste, die ständige Prügel des Vaters und sexuelle Nötigung durch eine ältere Frau im Jugendalter. Seine „erste Braut“, Emmy Bayer, verstarb 1903, gleich wenige Monate nachdem er sie kennengelernt hatte, an Typhus. Seine 1904 nach kurzer Bekanntschaft geheiratete Frau, Hedwig Gründler, erkrankte noch im selben Jahr an einer Gesichtsneurose, auf die jahrelange, ununterbrochene, wechselnde Leiden mit daraus resultierender Morphium-Abhängigkeit folgten, die sie bis zu ihrem Tod plagen sollten. Der Tod des Vaters 1907, mit dem er sich in der Zwischenzeit versöhnt hatte und mit dem sogar ein herzliches Vertrauensverhältnis entstanden war, stürzte Kubin in eine weitere tiefe Depression. 1948 musste er dann auch den Tod seiner geliebten Frau verkraften. Den Ersten sowie den Zweiten Weltkrieg verbrachte der Künstler zurückgezogen in Zwickledt, er wurde nicht einberufen und wurde nicht verfemt, dies blieb ihm erspart. Allein die schlechte wirtschaftliche Lage, durch die wenigen eingehenden Aufträge und die geringe Anzahl an Publikationen sowie die Sorge um seine halbjüdische Ehefrau bekümmerten ihn. Dem Nationalsozialismus gegenüber verhielt er sich distanziert.   

Alfred Kubin besuchte mit mässigem Erfolg zwei Jahre lang das Gymnasium in Salzburg und musste ohne Abschluss wieder in die Gemeindeschule in Zell am See zurückkehren. Daraufhin begann der 14-jährige eine kunstgewerbliche Ausbildung an der Staatsgewerbeschule in Salzburg, die er ebenfalls aufgrund schlechter Noten verlassen musste. Als letzter Versuch einer Ausbildung ging er in die Fotografenlehre bei seinem Onkel Alois Beer, mit dem er sich aber im vierten Lehrjahr überwarf und fristlos entlassen wurde. Kubin wurde im Anschluss trotz Bedenken seiner schwachen Konstitution wegen in die Armee aufgenommen, in die er sich freiwillig gemeldet hatte, erlitt aber nach drei Wochen einen Nervenzusammenbruch, der ihn zur Behandlung in die Nervenheilabteilung des Garnisonsspitals Graz brachte. Im Frühjahr 1898 zog es Kubin nach München, wo er dank einer Erbschaft der Grosseltern das Studium der Kunst in der privaten Zeichenschule von Ludwig Schmid-Reutte begann, wo er im Akt- und Kopf-Zeichnen ausgebildet wurde. Ein Jahr später wurde er in der Zeichenklasse von Nikolaus Gysis an der Akademie der Bildenden Künste aufgenommen, dessen Unterricht Kubin aber nur sporadisch besuchte, um bald das Studium ganz abzubrechen.   

Inspirationsquelle für seine frühen Arbeiten war für Kubin der Maler und Graphiker Max Klinger, der besonders die erste Schaffensperiode der alptraumhaften und phantastischen, gespritzten und lavierten - eine vom Künstler entwickelte Technik - sorgfältig ausgeführten Tuschfederzeichnungen, vor allem durch die Radierungen „Paraphrase über den Fund eines Handschuhs“ bis 1903 beeinflusste. Darüber hinaus studierte Kubin während seiner Besuche der Neuen Pinakothek in München Werke von James Ensor, Edvard Munch und Francisco de Goya, bei denen die Intensität des Ausdrucks wichtiger als die Schönheit der Form war. Aber auch diese Besuche im Tempel der Kunst führten zu melancholischen Attacken, da er sich im Vergleich zu den grossen Meistern als zu unbedeutend empfand und so flüchtete er in den Alkohol und ähnliche Zerstreuungen. Erst die Lektüre von Schopenhauers Schriften gab ihm wieder einigen Halt, so fand er sich in dessen pessimistischer Weltanschauung wieder. In dieser Zeit verzeichnete Kubin nun endlich die ersten Erfolge, als in der renommierten Galerie Paul Cassirer ab Ende 1901 eine erste Einzelausstellung stattfand und 1903 erstmals eine Mappe von Faksimiledrucken nach seinen Zeichnungen herausgegeben wurde, was in der Presse und in der Öffentlichkeit auf grosse Resonanz stiess. Es folgte eine Beteiligung mit 12 Blättern an der Frühjahrsausstellung der „Wiener Secession“ und mit über 30 Blättern an der Ausstellung der von Kandinsky geleiteten Künstlervereinigung „Phalanx“. 1905 sollten es die Werke von Pieter Bruegel dem Älteren sein, die Kubin aus einer Schaffenskrise herausholten durch eine Reihe von Kleisterfarbenbildern (mit Kleister versetzte Aquarellfarbe), die allerdings nur mässigen Erfolg hatten. 1906 folgte in Paris die Bekanntschaft mit dem symbolistischen Maler Odilon Redon in dessen Atelier. In dieser Zeit entstanden auch Temperaarbeiten mit exotisch anmutenden Kompositionen, die von Gauguin und den Nabis beeinflusst waren, die Kubin vom „Malermönch“ Willibrord Verkade vermittelt wurden. Ab 1907 beschäftigte sich Kubin wiederholt und intensiv mit Buchillustrationen, die von nun an eine seiner Hauptaufgaben werden sollten, aber auch mit einem Roman, der in einem Schaffensrausch innerhalb weniger Wochen entstand, jedoch sein einziger bleiben sollte: „Die Andere Seite“, den er auch selbst umfassend illlustrierte. Dieser Roman erschien 1909 im Georg Müller Verlag in München und wurde unter anderem von Kandinsky, Marc und Thomas Mann begeistert aufgenommen. Er entstand im abgelegenen Zwickledt, wo das Ehepaar Kubin Zuflucht gefunden hatte und ein altes Haus ohne besonderen Komfort bewohnte. Dieser phantastische Roman, beschreibt eine Welt des (Alp-) Traumes im weitesten Sinne des Wortes – der Phantasie, der Wunschvorstellungen, der Angstzustände, der Halluzinationen und Weltuntergangsvisionen. Die Hauptfigur, wie der Autor ein Zeichner und Illustrator in München und in Ich-Form erzählend, wird von einem Freund in seine erdachte Welt eingeladen. Zu Beginn bewirkt diese Traumwelt Begeisterung, die sich jedoch allmählich in Missbehagen wandelt bis die Phantasie-Stadt apokalyptisch zerfällt, aus welcher der Hauptdarsteller auf wundersame Weise entfliehen kann und in einer Nervenanstalt seine Erfahrungen niederschreiben kann. Die Weltanschauung sowie die innere Welt des Autors sind in diesem Roman zusammengefasst und zwar in Wort und Bild, die sich darin gegenseitig durchdringen und ergänzen. Im selben Jahr trat Kubin, auf Wunsch von Alexej von Jawlensky der von Kandinsky gegründeten „Neuen Künstlervereinigung München“ bei, an deren erster Ausstellung in der Galerie Thannhauser in München und an deren zweiter Ausstellung er teilnahm. Aufgrund des Erfolges seines Romans erhielt Kubin nun immer mehr und immer wieder Aufträge zu Buchillustrationen, dies unter anderem für Werke von Schriftstellern wie Andersen, Balzac, Dostojewski, Gogol, E.T.A. Hoffmann, Heinrich von Kleist, Edgar Allan Poe, Trakl und Voltaire. „Dieses Bemühen, ganz in das Werk des Dichters einzudringen, reicht weit über die am Zeichentisch verbrachten Stunden hinaus. Die hingebende, etwas feminine Komponente im Illustrator ist bei mir ziemlich betont, und ich fühle mich jedesmal von den sonderbarsten Schauern berührt, wenn ich das Dichtwerk, dem ich einen Leib zu geben habe, vertieft kennenlerne. Bin ich dann durchtränkt von dem Milieu und völlig eingelebt in die Handlung, dann bildet sich so etwas wie eine elektrische Seelenspannung, geladen mit feucht-fruchtbaren Keimen, woraus die Gestalten entstehen.“ Kubin spezialisierte sich auf die Illustration sogenannter „Schwarzer Literatur“. Seine Zeichnungen zu den Schriften stellen keine Textpassagen dar, sie sollten die Stimmung in den Geschichten einfangen und wiedergeben, diese auch um erzählerische Elemente erweitern. Kubin selbst empfand seine Literaturbebilderungen als Schmuck, aber nicht als Ornament, sondern als Betonung und Hervorhebung des Inhaltes durch Anregung. Er setzte seine Bebilderungen als ebenbürtige Begleiter ein. So wie Schmuck immer auch für sich selbst Bestand hat, so blieben Kubins Zeichnungen eigenständig, sind zwar inspiriert, aber nicht abhängig vom Vorgegebenen. Sie weichen ab, fügen hinzu oder hinterfragen das Geschriebene. 1911 schloss er sich als externes Mitglied von Zwickledt aus dem „Blauen Reiter“ an, dessen zweite Ausstellung in der Kunsthandlung Hans Goltz in München er mit 17 Zeichnungen bestückte, dem Almanach des „Blauen Reiters“ steuerte er drei Reproduktionen bei. Eine enge Freundschaft mit Paul Klee führte auch zu einem Einfluss auf sein Schaffen, als ihm der Künstler seine Buchillustrationen zum „Candide“ von Voltaire zeigte. 1913 folgte eine Einzelausstellung in der Galerie Tannhauser in München, wo 50 Werke ausgestellt wurden, im selben Herbst sollte eine Beteiligung mit 19 Zeichnungen am Ersten Deutschen Herbstsalon in Herwarth Waldens Sturm Galerie in Berlin folgen. 1921, nach dem wirtschaftlich prekären Ersten Weltkrieg zeigte die Galerie Goltz in München eine grosse Retrospektive mit über 100 Blättern aus 20 Jahren, die in der Presse hoch gefeiert wurde. Ab 1922 verbrachte Kubin seine Ferien in der Ortschaft Waldhäuser im Bayerischen Wald an der Grenze zum Böhmerwald, wo er zunehmend die regionale Märchen- und Sagenwelt in sein Werk aufnahm. Zu Beginn der 1920er Jahre war Kubin schon als international anerkannter Zeichner bekannt. Er konnte auf einen umfassenden Kreis an Persönlichkeiten und Förderern verweisen und wurde mit unterschiedlichen anerkennenden und ablehnenden Reaktionen aus den Fachkreisen konfrontiert. Zu Kubins 50. Geburtstag wurde der Künstler mit einer Ausstellung unter anderem in der Neuen Pinakothek in München und zum 60. in der Albertina in Wien gewürdigt. 1932 erhielt er eine Präsentation am Bauhaus in Dessau. 1950 und 1952 nahm er an der Biennale von Venedig teil und 1951 wurde ihm der Grosse Österreichische Staatspreis für Literatur, Musik, bildende Kunst und Architektur verliehen. Zu seinem 80. Geburtstag würdigten ihn das Münchner Lenbachhaus und die Galerie St. Etienne in New York. Bei seinem Tod 1959 vermachte der Künstler seinen künstlerischen Nachlass hälftig der Albertina in Wien und dem Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Sein Wohnhaus mit Inhalt ging ebenfalls an den Staat Österreich und erhielt 1962 den Status einer Gedenkstätte für den Künstler.   

Kubin hinterliess mehr als 20‘000 Werke. Er illustrierte an die 250 Bücher. 1922 erschien auch eine Zusammenfassung seiner autobiographischen Texte. Seine Werke stellten vor allem düstere, skurrile, phantastische Traumwelten dar in düsterer Symbolik mit (alb-)traumhaften, merkwürdigen, phantastischen, ja bizarren (Horror-)Gestalten, Phantomen, obsessive Visionen von furchteinflössenden Gebilden, Ungeheuer, die er in einem verstrickten, unauflöslichem Netzwerk von Linien zu Papier brachte, dies im Banne dunkler Mächte und gewaltiger Abgründe, die proportional vergrössert zum Ausdruck kamen und Angst- sowie Zwangsvorstellungen verbildlichten und Unterbewusstes und Verdrängtes zu Tage brachten, Qual, Folter, Ausgeliefertsein, (Selbst-)Mord und Krankheit darstellten. Im Frühwerk konzentrierte er sich meist auf wenige, beeindruckende Symbolfiguren vor einem diffus-leeren Raum, der die frühen figürlichen Szenen umgibt, eine kahle Landschaft, die ohne erzählerische Details auskommt und eine abend- oder nächtliche Stimmung verbreitet. Zentrales Thema ist hier der Mensch in seiner Ohnmacht gegenüber den Mächten der Dunkelheit, die oftmals proportional enorm vergrössert erscheinen, womit Kubin der alten Vorstellung der übergeordneten, überdimensionierten Gottheiten der Vergangenheit nachkommt und Geschöpfe und Objekte ins Riesige übersteigert. Er bediente sich dabei der fremden Mythen und magischer Beschwörungen von Idolen, die perspektivisch verkürzt so in Szene gesetzt wurden, dass man sich auch als Betrachter verschwindend klein vorkommt. Wenn er sich bis dahin auf eine verhaltene Farbskala von Grau-Braun-Nuancen beschränkte, so kamen 1904 nach seiner Hochzeit mit Hedwig etwas Farben hinzu. Nun folgten formale Erforschungen, die erste Schaffensperiode war somit beendet, aber dies bedeutete ein Schwinden der Inspiration und so fuhr Kubin nach Wien, wo er die Werke von Pieter Bruegel dem Älteren sah und es entstanden die Kleisterfarben- und dann die Tempera-Arbeiten mit Darstellungen von Blumen, Fischen und Vögeln. Wieder von Minderwertigkeitskomplexen getrieben fuhr er nach Paris, wo er Redon besuchte und die Landschaftsmalerei der Schule von Barbizon studierte. Es folgte der Umzug nach Zwickledt, der abermals eine Veränderung in seinem Werk mit sich brachte, es entstanden abstrakte Werke, die durch Studien durch ein Mikroskop entstanden und dann liess er sich von Willibrord Verkade zu flächigen und harmonischen Kompositionen verleiten. Der Tod des Vaters traf ihn 1907 so stark, dass er eine Reise nach Oberitalien und Venedig unternahm, von der zurückgekehrt der Roman „Die Andere Seite“ entstand. Viele Wissenschaftler sehen in diesem Roman eine Wende in Kubins Schaffen, eine Hinwendung zum Linearen, ja zum Kalligraphischen. Kubin selbst vollzieht diese Wende im Text nach, indem er eine Zuwendung zur Linie des Zeichners, also der Hauptfigur beschreibt, zu einem „fragmentarischen Stil, mehr geschrieben als gezeichnet“, den er „Psychographik“ benennt. Eine Hinwendung zum Linearen, Dynamischen, weg vom Flächigen und Statischen. Der Kosmos der frühen Werke, die das Hoffnungslose und Unvermeidbare als unabänderliche Tatsache zeigten, war in Bewegung geraten. Kubin beschäftigte sich nun vermehrt mit den Zeitgenossen und entwickelte expressionistische Züge, die Körper wurden lang gezogen und die Linienführung nervöser. Ab 1922 verbrachte der Künstler die Sommermonate im Böhmerwald, dessen Märchen- und Sagen-Welt sein Werk beeinflussen sollten. Wiederkehrende Elemente charakterisieren das Gesamtwerk Kubins: Diese Motive erscheinen in Zeichnungen, tauchen in Mappenwerken und Buchillustrationen wieder auf, und Jahrzehnte darauf in neuer Kombination in graphischen Arbeiten. Details wie Pferde, turmartige Häuser, Schlangen, Katzen und in unterschiedlicher Ausführung der personifizierte Tod erscheinen immer und immer wieder. Seine Werke wurden bis zu seinem Ableben in über 900 Ausstellungen gezeigt und in unzähligen Publikationen veröffentlicht, seine autobiographischen Texte und Artikel sowie seine Reflexionen zum eigenen Werk ebenfalls in Publikationen und Mappen weit verbreitet. Kontakt zur Aussenwelt, zum kunsthistorischen Geschehen, sowie zu Künstler-Kollegen, Kunsthändlern und Verlegern unterhielt Kubin rege im Briefwechsel auch aus seiner Wahlheimat Zwickledt fern ab von den grossen Zentren. Informiert blieb er auch hier durch eine reiche Sammlung von Büchern, die bei seinem Tode fast 5‘600 Titel umfasste, wobei philosophische und kunsthistorische Publikationen sowie auch Belletristik dazu gehörten, vor allem dabei Texte zum Grotesken und zum Phantastischen. Ebenso hatte Kubin im Laufe der Zeit durch Tausch, Schenkungen und Kauf eine umfassende Sammlung von Zeichnungen und Graphik zusammengetragen, die er immer wieder studierte und die ihn beeinflusste.   

Alfred Kubin kann, wie viele andere Expressionisten, weitgehend als Autodidakt angesehen werden. Die schonungslose Direktheit seiner Werke machten aus diesen Skandalobjekte, die Interesse sowie Entrüstung zugleich erweckten. Jedes Werk kann unterschiedliche Deutungen hervorrufen. Es war die Verbildlichung dessen, was Sigmund Freud gerade erforschte, analysierte und publizierte, die innersten Ängste und Triebe der modernen menschlichen Seele.            

Alexandra Henze Triebold 

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Alfred Leopold Isidor Kubin was born on April 10, 1877, in Leitmeritz in North Bohemia (now Czechia), which at the time belonged to Austria. His period of training was hardly crowned by success, and the young Kubin also suffered numerous strokes of fate in his private life. Yet during his lifetime he was held in high esteem by colleagues, art critics, art dealers, and publishers and is now considered to be one of the most outstanding graphic artists, draftsmen, book illustrators, and authors of Expressionism and Symbolism. 

His mother died of tuberculosis in 1887, when he was just ten years old, and a year later he also lost his aunt and stepmother to childbed fever – his father had married his sister-in-law immediately after his wife’s death. After dissatisfying endeavors at training, Kubin wanted to end his own life. However, in 1896 his suicide attempt using a firearm at his mother’s grave also failed. What had led him there was his pronounced desperation, his innate pessimism, his inferiority complexes and fears of failure, his father’s constant beatings, and the sexual abuse by an older woman as a youth. His “first bride”, Emmy Bayer, died of typhus in 1903, just a few months after they met. His wife, Hedwig Gründler, whom he married in 1904 shortly after making her acquaintance, developed a facial neuralgia that same year. This was followed by prolonged, uninterrupted, shifting suffering and a subsequent morphine addition that plagued her until her death. His father’s death in 1907, with whom he had reconciled in the meantime and with whom even a heartfelt bond of trust had developed, plunged Kubin into another deep depression. In 1948 he then also had to cope with the death of his beloved wife. He spent the two world wars in seclusion in Zwickledt; he was not drafted and was spared ostracism. What troubled him was his poor economic situation due to a lack of commissions and the small number of publications, and his concern for his half-Jewish wife. 


Alfred Kubin attended secondary school in Salzburg for two years with only moderate success and had to return to the parish school in Zell am See without a diploma. The 14-year-old subsequently began training as an applied artist at the state-run vocational school in Salzburg, which he likewise had to leave due to bad grades. He made one last attempt and entered a photographer apprenticeship with his uncle Alois Beer. However, he fell out with him in the fourth year of his training and was dismissed without notice. Despite misgivings about his weak constitution, Kubin was subsequently admitted to the army, for which he had volunteered, but three weeks later he suffered a nervous breakdown, which took him to the psychiatric ward of the garrison hospital in Graz for treatment. In the spring of 1898 Kubin moved to Munich, where thanks to an inheritance from his grandparents he began studying art at the private drawing school of Ludwig Schmid-Reutte, where he trained in drawing nudes and heads. A year later he was admitted to the drawing class of Nikolaus Gysis at the academy of visual arts, whose lessons Kubin only attended sporadically; he soon abandoned his studies altogether. 

The source of inspiration for Kubin’s early works was the painter and graphic artist Max Klinger, whose series of etchings “Paraphrase on the Finding of a Glove” had a particular influence on his first creative phase, until 1903, of carefully executed nightmarish and fantastic, spattered and washed – a technique the artist developed himself – ink drawings. Moreover, during his visits to the Neue Pinakothek in Munich he studied works by James Ensor, Edvard Munch, and Francisco de Goya, for whom expressive intensity was more important than the beauty of form. However, these visits to the temple of art also led to attacks of melancholy, because he perceived himself as too insignificant compared with the great masters and therefore resorted to alcohol and other distractions of the like. It was not until he read Schopenhauer that he regained a sense of security, as he shared his pessimistic worldview. And it was during this period that Kubin finally enjoyed his first successes, beginning in 1901, when his first solo exhibition was mounted at the prominent Galerie Paul Cassirer and when a portfolio with facsimile prints of his drawings was published in 1903, which met with a positive response by the public. This was followed by his participation with 12 drawings in the spring exhibition of the “Vienna Secession” and with more than 30 at the exhibition of the artists’ association “Phalanx” led by Wassily Kandinsky. In 1905 it would be works by Pieter Bruegel the Elder that brought him out of a creative crisis through a series of glue-pigment paintings (watercolors mixed with glue), which, however, were only moderately successful. In 1906 he made the acquaintance of the Symbolist painter Odilon Redon in his studio. During this period he also produced tempera works with exotic-seeming compositions influenced by works by Gauguin and the Nabis, with which the “painter monk” Willibrord Verkade had made him familiar. Beginning in 1907, Kubin devoted himself repeatedly and intensely to book illustrations, which from now on would become one of his main jobs, and with a novel that he produced within just a few weeks in a creative frenzy but would remain his only one: “The Other Side”, which he also elaborately illustrated himself. The novel was published in 1909 by the Georg Müller Verlag in Munich and was enthusiastically received by, among others, Kandinsky, Franz Marc, and Thomas Mann. He wrote the novel in out-of-the-way Zwickledt, where the Kubin couple had sought refuge and lived in an old house without any particular comfort. This fantastic novel describes a (bad) dream world in the broadest sense of the word – a world of fantasy, wishful thinking, states of anxiety, hallucinations, and apocalyptic visions. A friend invites the main character, like the author a draftsman and illustrator in Munich and narrated in the first person, into his imaginary world. At first, this dream world gives cause for enthusiasm, which, however, gradually changes into a feeling of unease until the fantasy city apocalyptically disintegrates, from which the main character can miraculously escape and commit his experiences to paper in a mental institution. The author’s worldview and inner world are summarized in this novel in word and image, which permeate and complement one another. At the request of Alexej von Jawlensky, that same year Kubin joined the “Neue Künstlervereinigung München” (New Artists’ Association Munich), founded by Kandinsky, in whose first, at the Galerie Thannhauser in Munich, and second exhibitions he participated. Because of the success of his novel, Kubin received increasingly more and more frequent commissions to create book illustrations, among others for works by writers such as Hans Christian Andersen, Honoré de Balzac, Fyodor Dostoevsky, Nikolai Gogol, E.T.A. Hoffmann, Heinrich von Kleist, Edgar Allan Poe, Georg Trakl, and Voltaire. “This effort to completely permeate the writer’s oeuvre extends far beyond the hours spent at the drawing table. In my case, the devoting, somewhat feminine component in the illustrator is rather pronounced, and each time I feel affected by the most peculiar shudders when I become deeply familiar with the literature to which I have to give a body. When I am then imbued with the environment and have immersed myself in the plot, then something like an electric mental tension develops, charged with moist, fertile sprouts from which the figures emerge.” Kubin specialized on the illustration of so-called noir literature. His drawings to accompany the publications do not depict passages of text; rather, they are intended to capture and describe the atmosphere in the stories and augment them with narrative elements. Kubin himself perceived his literature illustrations as decoration, not as ornament but rather as the emphasis and highlighting of the content by means of appropriation. He introduced his illustrations as coequal companions. In the same way that jewelry always has a life of its own, Kubin’s drawings also remain independent; while they may be inspired by the content of a book, they are not dependent on it. They deviate from, add to, or question what has been written. In 1911, he joined “Der Blaue Reiter” as an external member from Zwickledt and presented 17 drawings at its second exhibition at the art dealership Hans Goltz in Munich; he contributed 3 reproductions to the Almanach of “Der Blaue Reiter”. A close friendship with Paul Klee also had an influence on his creative work when the artist showed him his book illustrations for Voltaire’s “Candide”. In 1915 he had a solo exhibition at the Galerie Tannhauser in Munich, where 50 works were on display, and in fall of that same year he participated with 19 drawings in the “Erster Deutscher Herbstsalon” at Herwarth Walden’s Sturm Galerie in Berlin. In 1921, after economically precarious World War I, the Galerie Goltz in Munich presented a major retrospective with more than 100 drawings from 20 years that was highly celebrated in the press. Beginning in 1922, Kubin spent his vacations in the small town of Waldhäuser in the Bavarian Forest bordering the Bohemian Forest, where he increasingly incorporated the regional world of fairy tales and mythology into his oeuvre. By the early 1920s, Kubin was also well known as an internationally recognized draftsman. He could pride himself on an extensive circle of personalities and patrons and met with various acknowledging and disapproving reactions from circles of experts. On the occasion of Kubin’s fiftieth birthday an exhibition was mounted, among other venues, at the Neue Pinakothek in Munich, and on the occasion of his sixtieth a show at the Albertina in Vienna. There was a presentation of his work at the Bauhaus in Dessau in 1932. He participated in the Venice Biennale in 1950 and 1952, and in 1951 he was awarded the Grand Austrian State Prize for Visual Art. The Lenbachhaus in Munich and the St. Etienne Gallery in New York devoted shows to him on the occasion of his eightieth birthday. At his death in 1959, the artist left his artistic estate in equal parts to the Albertina in Vienna and the Oberösterreichisches Landesmuseum in Linz. His home and all of its contents likewise went to the State of Austria, and in 1962 it received the status of a memorial to the artist. 

Kubin left behind more than 20,000 works. He illustrated close to 250 books. A digest of his autobiographical works was published as well in 1922. His works primarily depicted somber, absurd, fantastic dream worlds in a dismal symbolism with nightmarish, dream-like, strange, fantastic, even bizarre (horror) characters, phantoms, obsessive visions of frightening figures, and monsters, which he committed to paper in an entangled, irresolvable network of lines. These were under the spell of dark powers and vast abysses that were expressed in enormous proportions and illustrated fears and obsessive thoughts, revealed subconscious and repressed things, and depicted agony, torture, helplessness, suicide, murder, and illness. In his early oeuvre he concentrated mainly on a few, striking symbolic figures against a diffuse, empty space that surrounds the early figural scenes, a bleak landscape that does without narrative details and exudes an evening or nocturnal mood. In this case, the central subject matter is the human being in his powerlessness in the face of the forces of darkness, whose proportions are enormously enlarged. In doing so, Kubin seeks to depict the age-old notion of superior, overproportional deities of the past and colossally exaggerates creatures and objects. He drew on the strange myths and magic incantations of idols that, perspectivally shortened, were staged in such a way that the viewer also feels extremely small. Whereas up to that point he restricted himself to a muted color scale of gray-brown nuances, some color was added upon his marriage to Hedwig in 1904. What now followed was the exploration of form, thus ending his first creative phase. But this also meant the dwindling of his inspiration, and so Kubin traveled to Vienna, where he looked at the works by Pieter Bruegel the Elder, and this led to the glue-pigment and then the tempera works with pictures of flowers, fish, and birds. Again fraught with inferiority complexes, he traveled to Paris, where he visited Redon and studied the landscape painting by the Barbizon school of painters. This was followed by his move to Zwickledt, which was once again accompanied by a shift in his oeuvre; he created abstract works that originated from studies through a microscope, and then let himself be enticed by Willibrord Verkade to produce planar and harmonious compositions. He was so strongly affected by the death of his father in 1907 that he undertook a journey to northern Italy and Venice, and when he returned he wrote his novel “The Other Side”. Many scholars see a change in Kubin’s work in this novel, an orientation towards the linear, indeed, to the calligraphic. The artist himself reproduces a shift in the text by describing the draftsman’s, hence the main character’s, turn towards the line, towards a “fragmentary style, more written than drawn,” which he calls “psychographics.” An orientation towards the linear, the dynamic, away from the planar and the static. The cosmos of the early works, which presented the hopeless and unavoidable as immutable fact, was set in motion. Kubin now increasingly dealt with his contemporaries and developed Expressionist features – the bodies became elongated and the contours more nervous. Beginning in 1922, the artist spent the summer months in the Bohemian Forest, whose world of fairy tales and mythology would influence his oeuvre. Recurring elements characterize Kubin’s entire body of work: these motifs appear in drawings, resurface in portfolios and book illustrations, and decades later in a new combination in graphic works. Details such as horses, tower-like buildings, snakes, cats, and personified death in various styles recur time and again. Up to his death, his works had been shown in more than 900 exhibitions and appeared in countless publications; his autobiographical texts and articles as well as his reflections on his own oeuvre were also widely disseminated in publications and portfolios. Kubin maintained contact with the outside world, with art-historical occurrences, as well as with artist colleagues, art dealers, and publishers by means of a lively exchange of letters, even from Zwickledt, his home of choice, far away from the major centers. He also kept informed thanks to a copious collection of books, which at his death comprised 5,600 titles and included philosophical and art-historical publications as well as belles lettres, primarily texts about the grotesque and the fantastic. Over time, Kubin had also assembled an extensive collection of drawings and prints, having acquired them in exchange, as gifts, or buying them himself, which he time and again studied and which exerted an influence on him.  

Alfred Kubin, like many other Expressionists, can largely be seen as an autodidact. The relentless directness of his works made scandalous objects out of them that aroused both interest as well as indignation. Each work can engender different interpretations. It was the illustration of what Sigmund Freud was exploring, analyzing, and publishing: the innermost fears and drives of the modern human psyche. 

Alexandra Henze Triebold
(Translated by Rebecca van Dyck) 


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