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Gitte Schäfer
Unsichtbarer Honig
10. April bis 22. Mai 2010
Eröffnung: Freitag, 9. April 2010, von 18 bis 20 Uhr
Wir freuen uns sehr, Ihnen neue Arbeiten der deutschen Künstlerin Gitte Schäfer (geb. 1972 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Berlin) in ihrer ersten Ausstellung in Zürich zeigen zu können. Schäfer studierte von 1997-2003 an der Weißense Kunsthochschule Berlin bei Hanns Schimansky und Katharina Grosse, und im Jahr 2001 am Chelsea College of Art & Design in London. Seit 2002 folgten zahlreiche Einzelausstellungen in Berlin, Rom und Paris in bedeutenden Galerien. Im Jahr 2006 hatte Schäfer ihre erste grosse Einzelausstellung in einer öffentlichen Institution im FRAC (Fonds Regional d'Art Contemporain) Bourgogne in Dijon. Im vergangenen Jahr zeigte sie Arbeiten in der Ausstellung es, im Kunsthaus Langenthal.
Gitte Schäfer ist schon kurz nach ihren Studien mit poetischen Ausstellungen hervorgetreten. Sie besitzt eine einzigartige Gabe, Werke in unterschiedlichen Medien zueinander in Beziehung zu setzen und in ihren Ausstellungen narrative und allegorische Spannungsbögen zu schaffen.
Im ersten Raum der Galerie empfängt eine Wandmalerei die Besucher. Sie zeigt eine liegende, überlebens-grosse Tote, die von drei kleineren Figuren umgeben ist. Eine dieser Figuren hält der Toten einen Spiegel vor den Mund, um zu sehen, ob er nicht beschlägt, und somit sicher zu sein, dass die Liegende wirklich tot ist. Schäfer folgt in der Wandmalerei einer Darstellung auf einem Deckel eines lukanischen Grabes in Paestum, das um 320 v. Chr. entstanden ist. Die Gräber vornehmer Verstorbener wurden mit Fresken ausgemalt und nach der Beisetzung unwiderruflich verschlossen. Schäfer rückt die grosse Tote ins Licht; sie ist nun sogar von der Strasse her durch das Schaufenster sichtbar.
In der linken oberen Raumecke ist ein schwarzes Gestell befestigt, auf dem Zitronen liegen. Diese Arbeit, Senga, bietet verschiedene Assoziationsfäden. Zitronen sind in der Kunstgeschichte ein oft wiederkehrendes Motiv. Die Künstlerin selber gibt dazu keine Erklärungen, sondern ihr ist es wichtig, dass das Publikum seine eigenen Schlüsse zieht und Gedanken anstellt. Zwischen den Arbeiten lassen sich Bezüge herstellen, dabei ist aber zu betonen, dass in Schäfers Kunst eine Deutungsvielfalt angelegt ist, die auch Ambiguitäten und Widersprüche beinhaltet.
Auf dem Boden des mittleren Raums der Galerie liegt ein aus Steinplatten gebildeter Teppich. Zwischen den Steinplatten sind grüne Eier und Salzstücke positioniert. Diese Durchbrüche verleihen dem Steinteppich eine gewisse Leichtigkeit. Die Materialität, Form und auch der Titel dieser Arbeit, Abri, eröffnen eine Fülle möglicher Assoziationen. Die verschiedenfarbigen Steinplatten gemahnen an Grabsteine und lassen auch an Mosaike denken. Der Begriff des Steinteppichs scheint einen Widerspruch in sich zu beinhalten: Ein kalter Steinteppich verströmt nicht die behagliche Gemütlichkeit, die ein Teppich einer Wohnstube verleihen soll. Der Titel Abri weist auf einen Unterstand oder Schutz hin. Das Wort bezeichnet auch einen Felsvorsprung, der Tieren als Unterschlupf dient.
Der Steinteppich ist leicht aus der Mitte des Raumes gerückt. Die Besucher der Galerie können um ihn herum gehen, um die Bilder an den Wänden aus der Nähe zu betrachten. In mehreren kleinformatigen Collagen nimmt Schäfer die strenge, orthogonale Ordnung und die Farbregie des Steinteppichs auf und überträgt diese formalen Anleihen in verknappter Form auf die Wand. Die Collagen sind aus unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt. Glanzpapier, mattes Papier, Buchleinen und Polsternägel beziehen sich auf andere Dinge und vermögen, Erinnerungen wachzurufen. Die drei Assemblagen Araty, Bepa und Rosalie geben Gesichter wieder. Die Arbeit Rosalie lässt an eine geheimnisvolle Eule denken, die den Kopf dreht.
Schäfer stellt die verschiedenen Werke auf grossartige, beinahe schamanische Weise in ein Zusammenspiel. Die durchdachte, aber zugleich auch intuitive Anordnung der einzelnen Arbeiten ist für Schäfer von zentraler Bedeutung. Die Künstlerin will keine Ausstellung aus einem Guss schaffen, sondern Brüche und Widersprüche sind ihr ebenso wichtig wie Korrespondenzen und Verwandtschaften zwischen den Arbeiten. Das Publikum soll sich immer neu in der Ausstellung orientieren müssen und versuchen, das Unsichtbare zu sehen.
Die Eröffnung findet in Anwesenheit der Künstlerin am Freitag, 9. April 2010 von 18 bis 20 Uhr statt.
Für weitere Information und Bildmaterial kontaktieren Sie bitte die Galerie Lullin + Ferrari, Limmatstrasse 214,
CH–8005 Zürich, t. +41 (0)43 205 26 07, f. +41 (0)43 205 26 08,
[email protected], www.lullinferrari.com
Öffnungszeiten: Di bis Fr 12–18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag 11–17 Uhr und nach Vereinbarung.
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Gitte Schäfer
Invisible Honey
10 April – 22 May 2010
Opening Reception: Friday, 9 April 2010, from 6–8 pm
We are delighted to show new works by the German artist Gitte Schäfer (born 1972 in Stuttgart, lives and works in Berlin) in her first exhibition in Zurich. Schäfer studied at the Weißensee Kunsthochschule Berlin under the professors Hanns Schimansky and Katharina Grosse. In the year 2001 she studied at the Chelsea College of Art & Design in London. Since 2002, she has had numerous solo exhibitions in Berlin, Rome and Paris. Her first solo exhibition in a major institution was in 2006 at the FRAC (Fonds Regional d'Art Contemporain) Bourgogne in Dijon and in the past year she has shown works in the exhibition es in the Kunsthaus Langenthal, Switzerland.
Soon after finishing her studies, Gitte Schäfer emerged with a poetical intentions. She has a unique gift to combine works of different media and to create narratives and allegories within her exhibitions.
In the first room of the gallery the visitor is welcomed by a mural painting, portraying a dead woman, larger-than-life, surrounded by three smaller figures. One of these figures holds a mirror to the deceased's mouth to reassure that the woman has surely met her death. Schäfer was inspired for this mural painting by a depiction on the cover of a Lucanian tomb from Paestum, created in 320 B.C. These tombs of the noble deceased were painted with frescoes and closed irrevocably after the sepulture. Schäfer gives prominence to the giant dead woman; now she can even be seen through the shop window from the street.
In the upper left corner of the first room a black shelf has been affixed, on which Schäfer placed lemons. This work, Senga, provides a multitude of different associations as lemons are a recurring theme in art history. The artist refrains from giving any explanations to the work, as she wants the public to draw its own conclusions. Schäfer gives food for thought. Links could be established between these pieces; as in all of Schäfer's practice, a variety of interpretations is inherent, which contain both ambiguities and contradictions.
A carpet of stone plates lies on the floor of the central room. Green eggs and pieces of orange, pink salt are positioned between the stone plates. These openings lend the stone carpet a certain lightness. The materiality, the form and also the title of this work, Abri, open up a range of possible associations. The multicoloured stone plates remind the viewer of tombstone, but also of mosaic. The notion of a stone carpet is an oxymoron in itself: cold stone carpet doesn't create the same comfort and cosiness that a carpet should lend to a room. The title Abri alludes to a shelter or a cover but also describes a ledge, which offers protection to animals.
The stone carpet is misaligned with the walls of the gallery. The visitors can walk around it to view the pictures on the walls, where Schäfer incorporates the rigorous, orthogonal order and the colour patterns of the stone carpet and transfers densely transfers these formal correspondences. The collages, produced using mixed media, such as glossy paper, matt paper, book linen and binding nails aim to evoke memories for the viewer. The three assemblages Araty, Bepa and Rosalie render familiar faces; in particular the work Rosalie allows us to think of a mysterious, romantic owl turning her head.
Schäfer installs her works in a brilliant, nearly shamanic way, so that they interact with each other. The elaborate yet intuitive placement of each work is pivotal to Schäfer's approach. However, the artist does not want to create an exhibition that flows; the cracks and contradictions are as important for her as the correspondences and relations between the works. The public should orientate itself always anew and try to see the invisible.
The opening reception takes place Friday, 9 April 2010 from 6 to 8 pm. The artist will be present.
For further information and images please contact the gallery, Lullin + Ferrari, Limmatstrasse 214, CH–8005 Zürich, t. +41 (0)43 205 26 07, f. +41 (0)43 205 26 08, [email protected], www.lullinferrari.com
Opening hours: Tues to Fri, noon to 6 pm, Thursday noon to 8 pm, Saturday 11 to 5 pm, and by appointment.