Slawomir Elsner & Uwe Wittwer: Abraham – Ovid – Das Andere

Slawomir Elsner & Uwe Wittwer: Abraham – Ovid – Das Andere

Limmatstraße 214 Zurich, 8005, Switzerland Saturday, October 31, 2015–Saturday, December 5, 2015 Opening Reception: Saturday, October 31, 2015, 2 p.m.–6 p.m.

the paternal admonition (after ter borch) / die väterliche ermahnung (nach ter borch) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

The Paternal Admonition (after ter Borch) / Die väterliche Ermahnung (nach ter Borch), 2015

Price on Request

lucretia (after cranach) / lucretia (nach cranach) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

Lucretia (after Cranach) / Lucretia (nach Cranach), 2015

Sold

simson and delila (after rembrandt) / simson und delila (nach rembrandt) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

Simson and Delila (after Rembrandt) / Simson und Delila (nach Rembrandt), 2015

Sold

salome with the head of john the baptist (after strozzi) / salome mit dem haupt johannes des täufers (nach strozzi) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

Salome with the Head of John the Baptist (after Strozzi) / Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers (nach Strozzi), 2015

Sold

the dance (after watteau) / der tanz (nach watteau) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

The Dance (after Watteau) / Der Tanz (nach Watteau), 2015

Sold

amor victorious (after caravaggio) / amor als sieger (nach caravaggio) by slawomir elsner

Slawomir Elsner

Amor Victorious (after Caravaggio) / Amor als Sieger (nach Caravaggio), 2015

Sold

friedrichshain. negative after teniers / friedrichshain. negativ nach teniers by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after Teniers / Friedrichshain. Negativ nach Teniers, 2015

Sold

friedrichshain. negative after berchem / friedrichshain. negativ nach berchem by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after Berchem / Friedrichshain. Negativ nach Berchem, 2015

Sold

friedrichshain. negative after claesz / friedrichshain. negativ nach claesz by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after Claesz / Friedrichshain. Negativ nach Claesz, 2015

Sold

friedrichshain. negative after de heem / friedrichshain. negativ nach de heem by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after de Heem / Friedrichshain. Negativ nach de Heem, 2015

Sold

friedrichshain. negative after van huysum / friedrichshain. negativ nach van huysum by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after van Huysum / Friedrichshain. Negativ nach van Huysum, 2015

Sold

friedrichshain. negative after bellini / friedrichshain. negativ nach bellini by uwe wittwer

Uwe Wittwer

Friedrichshain. Negative after Bellini / Friedrichshain. Negativ nach Bellini, 2015

Sold

Limmatstraße 214
Zurich, 8005, Switzerland

Wir freuen uns sehr, eine Doppelausstellung von Slawomir Elsner (*1976 in Wodzisław Slaski, Polen, lebt und arbeitet in Berlin) und Uwe Wittwer (*1954 in Zürich, lebt und arbeitet in Zürich) zu präsentieren. Die Ausstellung ist der Initiative von Uwe Wittwer zu verdanken. Er kennt Slawomir Elsner von Berliner Begegnungen und dachte sich, dass ein gemeinsames Projekt reizvoll wäre. Elsner war begeistert von diesem Vorschlag, und die Künstler einigten sich auf ein Projekt, in dem sich ihr Interesse für die Kunstgeschichte, insbesondere für die Alten Meister, zeigt.

Die Arbeiten von Elsner und Wittwer in der Ausstellung beruhen direkt auf den grossartigen Bildern der Berliner Gemäldegalerie. Im Trubel der Gegenwartskunst, der Vielzahl von Galerien und Ausstellungsorte für zeitgenössische Kunst in Berlin wird der Gemäldegalerie oftmals nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdient, – sie bewahrt nämlich eine der bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei vom 13. bis 18. Jahrhundert. Die Gestaltung unserer Einladungskarte nimmt zwei Farben der Wandbespannung in der Gemäldegalerie auf: Die Bilder der italienischen Kunst hängen auf altrosa, diejenigen der holländischen Malerei auf grünem Stoff. Der Titel der Schau, Abraham – Ovid – das Andere, umreisst die Vielfalt der Themen, denen sich Elsner und Wittwer in ihren ausschliesslich auf Papier gefertigten Arbeiten widmen. Die drei Begriffe stecken das ikonographische Feld ab, indem sich die beiden Künstler bewegen: Abraham und Ovid stehen für die religiösen bzw. mythologischen Referenzen, das Andere umfasst Stillleben, Landschafts- und Genremalerei – Sujets eines im 17. Jahrhundert aufkommenden Bürgertums.

Die Bilder der Gemäldegalerie sind die Referenzen für beide Künstler, aber mit einem gewichtigen Unterschied: Alle Bilder, auf die sich Wittwer in seinen Appropriationen bezieht, sind verschollen. Sie sind gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Flakturm im Volkspark Friedrichshain im östlichen Teil von Berlin verbrannt oder daraus entwendet worden. In der mächtigen Befestigungsanlage waren auf über 700m2 Bilder der Gemäldegalerie eingelagert; eine grosse Anzahl der über 600 Bilder ist vermutlich am 6. Mai 1945 verbrannt oder nach dem Brand geplündert worden. Diese Bilder waren ausgezeichnet fotografisch dokumentiert, aber aufgrund der damaligen technischen Möglichkeiten lediglich in Schwarzweiss. Diese Tatsache hat Wittwer aufgenommen, in dem er seine Bildadaptionen konsequent schwarzweiss ausführte. Wittwers Entscheidung ermöglicht es dem Publikum, auf den ersten Blick zu erkennen, wer der Autor der Bilder ist – seine Bilder sind schwarzweiss und negativ, diejenigen von Elsner farbig, da er mit Farbstiften seine Bildvariationen kreierte. Beide Künstler befolgten, unabhängig von der Wahl der Technik, ein wichtiges Kriterium, ihre Bilder entsprechen exakt der Grösse ihrer Vorbilder.

Im Eingangsraum der Galerie, deren Wände grau bemalt sind, hängt von Elsner eine Farbstiftadaption von Caravaggios (1571-1610) Amor als Sieger (1601/02), eines der Paradebilder der Gemäldegalerie. Die Appropriation von Elsner verlangt in seiner Grösse und „genauen Unschärfe“ eine gewisse Entfernung des Betrachters, weshalb das Bild die kurze gegen den Ausstellungsraum hin offene Stirnwand besetzt. Die vielen Bündel von geraden, scharf gesetzten Farbstiftlinien lösen sich in der Betrachtung aus der Distanz in von innen leuchtende, fast abstrakte Farbballungen auf. Der nackte Amor in Lebensgrösse scheint sich wie hinter Milchglas auf das Publikum hin zu bewegen. Auf der langen Wand hängt die Appropriation von Wittwer der rätselhaften Versuchung des Heiligen Antonius von David Teniers d.J. (1610-1690). Im Hauptraum der Galerie befindet sich in einer Petersburger Hängung eine Gruppe von Appropriationen von Wittwer. In ihrer dichten Präsentation vermittelt diese Anordnung einen Eindruck der Hängung, wie sie in der früheren Gemäldegalerie gewesen sein könnte. Ausserdem ist die schwarzweisse Präsentation und die Auswahl eine Reminiszenz sowohl an die verlorenen Bilder, – Wittwer spricht von „einer Erinnerung an die Erinnerung“ –, als auch an die Geschichte des Geschmacks und der Vorlieben, wie sie für die Sammeltätigkeit des preussischen Fürstentums und der bürgerlichen Gesellschaft des 17. bis 20. Jahrhundert bestimmend war. In dieser Gruppe befinden sich eine achsensymmetrische Mariendarstellung mit Kind nach Giovanni Bellini (1437-1516), ein verspieltes Stillleben nach Jan van Huysum (1682-1749), eine Allegorie des Sündenfalls und der Erlösung in schmalem Format mit barocken Arabesken nach Franz Anton Maulbertsch (1724-1796), ein verfremdetes Stillleben nach Davidsz de Heem (1631-1695), ein in wiederkehrende Bildfelder unterteiltes Stillleben nach Pieter Claesz (1597-1661), eine holländische Landschaft mit Windmühle nach Claes Piersz Berchem (1620- 1683) und ein Seestück mit fingierten Glassplittern und Fensterdurchblick nach Jan van de Capelle (1626-1679). In diesen Arbeiten entfaltet Wittwer sein grosses Können im Medium des Aquarells. Die Vorbilder laden ihn zu spannenden Bildvarianten und -verfremdungen ein; auffallend ist, dass Wittwer besonders von der barocken, malerischen Wucht und dem Erfindungsreichtum dieser Epoche angezogen ist. Diagonal gegenüber der dichthängenden Gruppe setzt Wittwer zwei Varianten von Stillleben erneut nach Huysum: Würdigungen eines Künstlers der holländischen Stilllebenmalerei, der für einen wachsenden Markt malte, und wiederkehrende Zeugen der Sammlungsgeschichte der Berliner Gemäldegalerie.

Die Bilder von Elsner sind sparsam in den Raum gesetzt. Sie leuchten wie Perlen auf der dunklen Wand. Elsners Wahl für seine Appropriationen fiel auf unterschiedliche Themen und Formate. Neben einer beinahe in die Abstraktion verwandelten Adaption des szenischen Bildes Simson und Delila (1629/30) von Rembrandt (1606-1669) leuchtet das Genrebild eines Innenraums mit drei Figuren vor rotem Viereck, das eine elterliche Ermahnung nach Gerard ter Borch (1612-1681) wiedergibt. Diagonal gegenüber finden sich drei weitere Bildvarianten von Elsner. Neben einer wunderbar zarten Adaption des Bildes der Tanz (1719) von Jean-Antoine Watteau (1684-1721), in dem sich die Rokoko-Figuren in einem Farbenflimmer auflösen, hängt eine kleine nackte Lucretia nach Lucas Cranach d.Ä. (1472-1555), die durch die Farbstiftstriche hervorscheint. Daneben befindet sich eine Darstellung von Salome mit dem Haupt Johannes des Täufers (1630) nach Bernardo Strozzi (1581- 1644). Die dramatische Szene ist bei Elsner eingefroren in die künstlerische Umsetzung, durch die er Handlungen und Stimmungen der bestehenden Gemälde verdichtet und neu interpretiert.

Die Ausstellung von Uwe Wittwer und Slawomir Elsner ermöglicht Einblicke in die Arbeitsweise und dem Interesse der beiden Künstlerfreunde. Ein direkter Vergleich der Arbeiten bietet sich nicht an, da beide Künstler von unterschiedlichen Prämissen ausgegangen sind: Uwe Wittwer konzentrierte sich auf die verschollenen Bilder und auf die Aquarelltechnik in schwarzweiss, wohingegen Slawomir Elsner auf die bestehenden Bilder und eine Technik mit Farbstiften fokussierte. Erkennbar ist, dass beide Künstler sich in ihren Bildadaptionen feine künstlerische Freiheiten ausnahmen und somit die Bilder produktionsästhetisch neu definierten. In dieser Ausstellung wird die Begeisterung und Faszination fassbar, die sowohl Wittwer als auch Elsner für die Alten Meister empfinden und die sie dem heutigen Publikum vermitteln.

Die Eröffnung findet in Anwesenheit von Slawomir Elsner und Uwe Wittwer am Samstag, 31. Oktober 2015 von 14 bis 18 Uhr statt.

//

We are very pleased to present a double feature exhibition with works by Slawomir Elsner (*1976 in Wodzisław Slaski, Poland, lives and works in Berlin) and Uwe Wittwer (*1954 in Zurich, lives and works in Zurich). The exhibition originated thanks to Uwe Wittwer’s initiative. He knows Slawomir Elsner from encounters in Berlin and thought, that a common project would be appealing. Elsner was enthusiastic and the artists agreed on a project in which their mutual interest for art history, especially for the old masters, is the subject matter.

The works by Elsner and Wittwer in the exhibition rely directly on the magnificent paintings in the Berliner Gemäldegalerie. Through the hype for contemporary art, the sheer number of galleries and exhibition spaces in Berlin, the treasures of the Gemäldegalerie often don’t deserve the attention they should – as the collection of European paintings from the 13th to 18th century is one of the most significant in the world. The design of our invitation card hints to the picture galleries’ interiors as it picks up two colours of the fabric on the wall: The paintings of the Italian art hang on antique pink, the Dutch paintings on green fabric. The title of the show, Abraham – Ovid – das Andere, designates the manifold subjects Elsner and Wittwer deal with in their exclusively on paper produced works. The three terms define the iconographic field the two artists navigate: Abraham and Ovid refer to the religious and mythological themes, das Andere (the other) captures the remaining subjects still life, landscape and genre paintings – topics to please the raising bourgeoisie from the 17th century onwards.

The paintings of the Berlin picture gallery are the references for both artists but with one important difference: All paintings on which Wittwer in his appropriation refers are lost. Either they burnt by the end of the Second World War in a massif defensive fortification in the Volkspark Friedrichshain in the eastern part of Berlin, or they have been looted after the war. The fortification stored over more than 700 square meters around 600 paintings, from which the majority probably burnt on May 6, 1945. These paintings were most accurately registered and photographed but due to the then technical possibilities mostly in black and white. This fact Wittwer incorporates in his works by realising his appropriations exclusively in black and white. Wittwer’s choice enables the viewer to differ on first sight which of the two artists is the author of the works – Wittwer’s work are black and white and negative, the one’s by Elsner colourful as they are all created with coloured crayon. Both artists followed independently from the choice of their technique an important criteria, her works correspond exactly with the measurements of their models.

In the entrance space of the grey painted gallery hangs an adaption in coloured crayon by Elsner of Caravaggios (1571-1610) Amor Vincit Omnia (1601/02), one of the highlights of the Berlin picture gallery. As the appropriation requires because of its measurements and “exact blur” a certain distance by the beholder, the drawing hangs on the small wall facing towards the room. The many bundles of straight, sharply applied coloured pencil lines dissolve from the distance into abstract colour configurations. The life-sized naked amor appears to be behind opal glass and to move towards the public. On the long wall hangs the appropriation by Wittwer the main space of the gallery is in a “Petersburger” hanging a group of appropriations by Wittwer. In their dense presentation this group of works alludes to the impression of the hanging order as it might have been in the former picture gallery. Furthermore the black-and-white presentation and the selection is a reminiscence of both the lost paintings, – Wittwer speaks of “a remembrance of a remembrance“ –, and the history of the taste and the preferences as expressed in the collection of the Prussian principality and the bourgeois society from the 17th century onwards. This group includes seven drawings: an axis-symmetric depiction of Maria with Child after Giovanni Bellini (1437-1516); a playful Flower-piece in a Niche after Jan van Huysum (1682-1749); an Allegory of the Fall of Mankind and Salvation in slender format with baroque arabesque after Franz Anton Maulbertsch (1724-1796); an alienated still life after Davidsz de Heem (1631-1695); a further still life after Pieter Claesz (1597-1661) subdivided in recurrent image areas; a Dutch landscape with a wind mill after Claes Piersz Berchem (1620- 1683) and a seascape with simulated glass splinters creating a view through a window by Jan van de Capelle (1626-1679). In these works Wittwer unfolds his great mastery of the watercolour technique. The lost models invite him to probe exciting variations and alienations; it is telling that Wittwer is especially attracted by the painterly determination and inventiveness of the Baroque period. Diagonally opposite of the cluster of works Wittwer places two variations of the still lifes after Huysum, – appraisals of an artist of the Golden Age of Dutch art, who painted for an increasing market and is a recurrent witness of the history of the Berliner Gemäldegalerie.

The images by Elsner hang sparingly in the gallery space. They glow like pearls on the dark walls. Elsner’s choice for his appropriations fell on different subjects and sizes. Next to a nearly into abstraction transformed adaption of the image Samson and Delilah (1629/30) by Rembrandt (1606-1669) glows the genre image of an interior with figures and a red rectangle, depicting a parental admonition after Gerard ter Borch (1612-1681). Diagonally opposite are three more variations of images by Elsner. Next to a wonderfully tender adaption of the painting Dance (1719) by Jean-Antoine Watteau (1684-1721), in which the Rococo figures dissolve into a glimmer of colours, hangs a naked Lucretia after Lucas Cranach the elder (1472-1555), appearing through the colour crayon lines. On her left is a representation of Salome with the Head of John the Baptist (1630) after Bernardo Strozzi (1581-1644). Elsner has frozen the dramatic scene through his artistic conversion – newly interpreting and intensifying the prevailing action and mood of the existing painting.

The exhibition by Uwe Wittwer and Slawomir Elsner allows inside views in their working methods and the interests of the two artist’s friends. A direct comparison of the works is not really rewarding as each of the artists follows completely different parameters: Uwe Wittwer focus on the lost paintings and the watercolour technic in black and white. Whereas Slawomir Elsner concentrates on the existing paintings and his technique with coloured crayon. It is noticeable for both artists though, that they take some gentle liberties in their image adaptions and therefore define the images anew. In the exhibition the enthusiasm and fascination is tangible Uwe Wittwer as well Slawomir Elsner hold for the paintings of the Old Masters, and their common ardour Is evident to share their sensations with a contemporary public. The opening reception takes place in the presence of Slawomir Elsner and Uwe Wittwer, Saturday, 31 October 2015 from 2 to 6 pm.