wiedemann / mettler: melancholia release

wiedemann / mettler: melancholia release

Limmatstraße 214 Zurich, 8005, Switzerland Saturday, March 12, 2016–Saturday, April 9, 2016 Opening Reception: Friday, March 11, 2016, 6 p.m.–8 p.m.

infinity nostalgia by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

Infinity Nostalgia, 2016

Sold

scary serenity by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

Scary Serenity, 2016

Sold

elated consolation by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

Elated Consolation, 2016

Price on Request

ny by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

NY, 2016

Price on Request

g.p. by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

G.P., 2016

Sold

okura by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

Okura, 2016

Sold

vesuvio by wiedemann/mettler

wiedemann/mettler

Vesuvio, 2016

Sold

invitation

Invitation

Limmatstraße 214
Zurich, 8005, Switzerland

Wir freuen uns sehr, die dritte Einzelausstellung des Schweizer Künstlerpaars wiedemann/mettler in unserer Galerie zu präsentieren. Der Ausgangspunkt der Schau ist die intensive Beschäftigung des Künstlerpaars mit dem Film Melancholia, einem Endzeitdrama aus dem Jahr 2011 des kontroversen Dänischen Regisseurs Lars van Trier, einem der Gründer der Dogma 95-Bewegung. In Melancholia befolgt Lars van Trier einige Regeln von Dogma 95, zum Beispiel durch den häufigen Gebrauch der Handkamera und das Drehen am Originalschauplatz, schwört diesen, zumindest in der Wahl der Starschauspieler Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland, gleichzeitig ab.

Die Handlung des Films ist schnell erzählt. Kirsten Dunst feiert ihre Hochzeit. Im Laufe des Fests überwirft sie sich mit ihrem Bräutigam und den Hochzeitsgästen, die den Ort des Fests, ein stattliches Landhaus mit Reitstall und Golfplatz, verlassen. Sie bleibt mit ihrer Schwester, gespielt von Charlotte Gainsbourg, deren Mann, verkörpert durch Kiefer Sutherland, und Sohn am Ort des Festes. In der Zwischenzeit erhält ein sich mit grosser Geschwindigkeit auf die Erde zu bewegender riesiger Planet, dessen Umlaufbahn im ersten Teil des Films Gegenstand von Spekulationen war, immer größere Bedeutung. Es stellt sich heraus, dass der Planet, früheren Beteuerungen zum Trotz, direkt auf die Erde zurast und alles Leben vernichten wird. Darauf reitet der Mann der Schwester weg und lässt die beiden Frauen mit dem Kind zurück. Am Schluss tritt eine tiefe verstörende Ruhe ein. Für den kleinen verängstigten Sohn baut Justine, die Braut, ein Tipi, eine Zauberhütte, in der keinem etwas geschieht. Dort sitzen sie, um einen letzten Augenblick der Nähe zu erleben und vergebliche Zuflucht zu finden. Kurz darauf zertrümmert der Planet die Erde und löscht jegliches Leben darauf aus. Kunst ist nichts anderes als jenes Tipi einer eingebildeten Furchtlosigkeit, bevor der Wahnsinn unserer Existenz uns ereilt.

wiedemann/mettler dient diese Szene im Besonderen und die Stimmung des Films im Allgemeinen als Inspiration für die Arbeiten in ihrer Ausstellung. Sie übertrugen den dramatischen Schluss des Films in den Video Melancholia Release, der einerseits Elemente des Films direkt übernimmt und anderseits diese in kaleidoskopisch sich wandelnde, symmetrische Muster überträgt. Es ist als würde die starke Musterung die schreckliche Fügung des Films zu bannen versuchen. Die sich vom Zentrum zum Bildrand und zurück entwickelnde Bewegung erzeugt eine beruhigende, meditative Stimmung. Diese Konsequenz zum Tode hin im Film fesselte wiedemann/mettler und bringen sie in allen ihren Arbeiten in der Ausstellung zum Ausdruck. Die drei Fotografien von Architekturansichten in goldenen Rahmen im ersten Raum mit den Titeln Okura, Vesuvio und G.P. sind Überblendungen von realen Orten. Durch die Bearbeitung erhalten diese Aufnahmen surreale Qualitäten und strahlen sinnliche Gegenwart aus. Neben dem bereits erwähnten Video befindet sich im Hauptraum eine aus verschiedenen Aufnahmen zusammengefügte Fotografie mit dem Titel NY, die ein strenges minimalistisches Muster aufweist. Daneben hängt die Arbeit Elated Consolation (Beschwingter Trost). Sie besteht aus einem der Hermès Foulard, das schwarz eingefärbt wurde, und dessen originales Muster sich unter der schwarzen Farbe nur erahnen lässt. Die Bügelperlenarbeit Scary Serenity (Unheimliche Gelassenheit) setzt einen kühlen Akzent zur starken Emotionalität des Films. Auf der gegenüberliegenden Wand hängt Infinity Nostalgia (Unendliche Sehnsucht), ein schwarzes Tondo aus weichem Baumwollsamt, das von verschieden grossen, weissen Punkten übersät ist. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass die kleinen Flecken in das Gewebe hineingeätzt wurden. Hier haben die Künstler nicht Farbe auf eine Oberfläche aufgetragen, sondern mittels einer bleichenden Lauge, dem Javelwasser, Farbe aus dem Textil herausgezogen. Diese Arbeit ist umgekehrte Malerei.

wiedemann/mettler gelingt es in ihrer dichten, genauen Ausstellung die unglaubliche Bildsprache und die starken Emotionen des Films Melancholia, insbesondere dessen Schlussszene, einzufangen. Ihre Arbeiten in unterschiedlichen Techniken entfalten die gefühlsstarken Momente des Films und verdichten diese in ihrer eigenen Sprache in berührende Existenzzeichen.

Seit 2002 arbeiten Pascale Wiedemann (geb. 1966) und Daniel Mettler (geb. 1965) zusammen an einem konsequenten Werk, das äusserst vielfältig ist und verschiedenste Medien berücksichtigt.

Die Eröffnung findet in Anwesenheit des Künstlerduos am Freitag, 11. März 2016 von 18 bis 20 Uhr statt.