Highlights 'Alte und Neue Meister'

Highlights 'Alte und Neue Meister'

Schlüterstrasse 54 Berlin, Germany Saturday, November 7, 2009–Monday, March 1, 2010

Lettland in Berlin - sieben Jahre TVDART Galerie
HIGHLIGHTS
Alte und Neue Meister

am Samstag 07. November 2009
von 17.00 bis 21.00 Uhr

Ausstellungsdauer: bis 1. März 2010

Die TVDART Galerie in Charlottenburg feiert am 7. November ihr siebenjähriges Jubiläum.

Sieben Jahre TVDART Galerie in Berlin - dass ist für den aus Riga stammenden Kunsthändler und Sammler Valerij Tarasenko eine Zeit, in der "er viel verkauft hat, dies zu moderaten Preisen". Seit dem 7. November 2002 bildet seine Galerie in Nähe des Savignyplatzes ein interessantes Pendant zur Kunstszene im Umfeld: Fokus ist die lettische Malerei sowie Sozrealismus und sein unpolitisch-harmloses Gegenstück, der Sowjetimpressionismus. Bei Tarasenko heißt das Wirklichkeit pur anhand von unaufgeregten Landschaften, Porträts, Stillleben und Figurenbildern.

Zwischen den beiden Weltkriegen entstand in dem kleinen baltischen Staat eine von russischer Herrschaft unabhängige Malerei, die Vorbilder der westlichen Avantgarde - französischer Impressionismus und Postimpressionismus, Fauvismus und Kubismus wie auch Neue Sachlichkeit - zwar adaptierte, aber eigenständig weiterentwickelte. Von dieser frühen lettischen Avantgarde, die nun auch auf internationalen Auktionen anzutreffen ist, zeigt Tarasenko Otto Skulmes (1889-1967) vogelperspektivische Ansicht des Aspazijas-Boulevard in Riga (1920) oder Konrads Ubans' (1893-1981) zauberhafte Parkallee (1919), auf der bunte Figuren puppenhaft leicht dahinschweben. Die junge Avantgarde der nach 1970 Geborenen, die das Joch des aufoktroyierten sozialistischen Realismus der russischen Okkupation nach 1945 kaum mehr kennen lernte, ist in Tarasenkos Jubiläumsschau mit realistischen und fotorealistischen Gemälden vertreten, denen man die solide handwerkliche Ausbildung an den lettischen Kunstschulen ansieht. Zudem entwickeln sich diese Künstler, wie aus Tarasenkos beharrlichem Eintreten fur sie in seiner Galerie erkenntlich wird, kontinuierlich weiter, verbessern sich technisch wie inhaltlich.

Shooting stars bei TVDART sind Paulis Postazs (*1976) und Agate Apkalne (*1977). Fern von allen politischen Assoziationen bewegen sie sich auf dem Terrain des Figurenbildes, das sie neu interpretieren. Bei Postazs, bereits international bekannt mit seinen familiären Szenen in altmeisterlicher Manier, wird sein Ölbild "Spieglein, Spieglein an der Wand" zur Wiederaufnahme des klassischen weiblichen Akts, den der Künstler durch die europäische Maltradition von Piero della Francesca bis zu Otto Dix filtert, dies auch inhaltlich: Postazs' Töchter halten ihrer als Venus verbrämten Mutter den Spiegel vor. Gestützt werden diese Rückgriffe auf die Kunstgeschichte durch eine prätentiose Technik, deren Lasuren Postazs' Werken etwas vom noblen Glanz der Alten Meister verleihen. Agate Apkalne profiliert sich bei TVDART weiterhin mit rätselhaft-romantischen Figurenbildern, in denen sie ihre kleine Tochter auf fast monochromen Leinwänden in ein zauberhaftes Spiel mit der Realität versetzt. Mit von der Partie sind Elena Tarasenko, Jahrgang 1981, die unter dem Titel "Inspiration" ein selbstbewusstes Porträt einer Schauspielerin in Nahsicht am Strand zeigt, und Anna Baklane: die erst 27-Jährige verblüfft mit einem an Magritte erinnernden Selbstbildnis vor knallblauem Himmel, von dem es rote Fliegenpilze regnet. In "Rom" inszeniert sie eine fast menschenleere Piazza, deren kubische Häuser am Horizont südliche Reminiszenzen in subtiler Farbigkeit erwecken. Ergänzt wird die Ausstellung von den schemenhaft figurativen Bildern des Deutsch-Griechen Georgios Kitsos. Auch die in Hamburg lebende Malerin Amelie Guth ist mit ihren eigenwilligen Darstellungen anonymer Frauen in zufälligen Alltagsarrangements vertreten.

Ein melancholischer, manchmal fast surrealer Realismus, der sich mit handwerklicher Qualität paart, sind die Garanten fur die weitere Karriere der jungen lettischen Maler. Im Stil einer klassischen Salonmalerei, wie sie schon von Christian Schad oder Otto Dix im Berlin der Weimarer Republik zu sehen war, sind sie ein Stück jüngster lettischer Kultur und bei TVDART zu erschwinglichen Preisen zu erwerben.

Valerij Tarasenko blickt optimistisch in die Zukunft: fur das kommende Jahr plant er bereits weitere Einzelausstellungen mit Postazs und Apkalne wie auch Anna Baklane und anderen jungen lettischen Künstlern.

Dr. Angelika Leitzke