Richard Serra
Buchmann Box
Eröffnung: Freitag, 8. November 2013, 19 - 21 Uhr
Ausstellung: 8. November 2013 – 18. Januar 2014
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5 Lithografien von Richard Serra mit einer Blattgröße von bis zu 133 cm x 205 cm besetzen den kompletten Raum der Buchmann Box.
1989 entdeckte Richard Serra bei einem Aufenthalt bei Item Editions in Paris einen Lithostein, der in Format und Gewicht alle gängigen Dimensionen um ein Vielfaches überstieg. Mit 190 cm x 136 cm bewegt man sich mit einem solchen Stein an den Grenzen des Materials und der Technik, was Serra sofort dazu veranlasste, die Arbeit an einer Werkgruppe aufzunehmen, die zu den fünf in dieser Ausstellung präsentierten Blättern führte: Min, Opéra Comique, Père Lachaise, Decisions on the Stone und Rue Lingner. Nur selten sieht man alle fünf Blätter als geschlossene Installation.
Für Richard Serra beziehen sich Zeichnung und Grafik auf die Erfahrungen, die er mit seinen Skulpturen macht. Sie besitzen für ihn aber gleichzeitig auch eine Selbständigkeit und Eigenwertigkeit. Seit den frühen siebziger Jahren setzt er sich immer wieder mit den Möglichkeiten der Druckgrafik auseinander, die ein wichtiger Bestandteil seines Werkes wurde.
Wie die Skulpturen von Richard Serra in Größe und Form immer etwas mit ihrem Verhältnis zum Betrachter und zum Raum zu tun haben, spürt man auch bei den Lithografien die Spannung zwischen den einzelnen Arbeiten. Die Bewegung im Raum schafft einen sich stetig verändernden Bezug zu den Blättern mit ihren dichten schwarzen Flächen.
Richard Serra schreibt dazu:
“Schwarz ist eine Eigenart, keine Eigenschaft. Als Gewicht verstanden, ist Schwarz schwerer, schafft ein größeres Volumen und lässt sich in einem Feld auf die Fläche komprimieren. Es ist mit dem Schmieden vergleichbar.“ (Richard Serra, Notizen über das Zeichnen, Rizzoli, New York, 1987)
Denkt man an enorme Kraft mit der Papier, Stein und Farbe bei diesen Lithografien verpresst wurde, dann ist die Verbindung zu den Skulpturen aus Stahl wenig überraschend.
Für Richard Serra ist „... die Verwendung von Schwarz die klarste Methode, eine Markierung gegen die weiße Fläche zu setzen. Dabei ist es gleichgültig, ob man Bleistift, Kohle oder Wachskreide verwendet. Es ist auch die klarste Methode etwas zu kennzeichnen, ohne Assoziationen auszulösen. Man kann eine Fläche mit schwarz bedecken, ohne metaphorische oder andere Missverständnisse hervorzurufen. Eine mit Schwarz bedeckte Leinwand bleibt eine Erweiterung des Zeichnens, insofern sie eine Erweiterung des Markierens ist. Die Verwendung irgendeiner anderen Farbe wäre die Erweiterung von Farbgebung mit deren unvermeidlichen Anspielungen auf die Natur. Seit Gutenberg war die Verwendung von Schwarz ein Synonym für ein graphisches oder drucktechnisches Verfahren. Ich interessiere mich für die Mechanisierung des graphischen Verfahrens, nicht jedoch für das Spiel mit Farb-Allusionen.“ (Richard Serra, Notizen über das Zeichnen, Rizzoli, New York, 1987)
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5 lithographs by Richard Serra (paper sized up to 133 cm x 205 cm) occupy the entire space in the Buchmann Box.
In 1989, while visiting Item Edition in Paris, Richard Serra discovered a lithography stone that was much bigger than conventional stones in its format and weight. At 190 cm x 136 cm this stone borders on the limits of what the material and the technique can achieve, and Serra was immediately inspired to start working on a series which led to the five sheets presented in this exhibition: Min, Opéra Comique, Père Lachaise, Decisions on the Stone and Rue Lingner. Only very rarely does one have the opportunity to see all five sheets as a complete installation.
For Richard Serra drawing and graphics are linked to and inspired by his sculptural practice. At the same time, however, they possess for him independence and their own intrinsic value. Since the early seventies he has repeatedly returned to exploring the potential of prints, and this discourse has become an important part of his oeuvre.
Just like the size and shape Richard Serra’s sculptures are always associated with their relationship to the viewer and the room, the tension between the individual works is also tangible in these lithographs. The movement in the room creates an ever-changing perspective and relationship with the lithographs and their dense black areas.
Richard Serra has written about this phenomenon: “Black is a property, not a quality. In terms of weight, black is heavier, creates a larger volume, holds itself in a more compressed field. It is comparable to forging.” (Richard Serra, Notes on Drawing, Rizzoli, New York, 1987)
If one considers the enormous power with which paper, stone and ink have been pressed together to create these lithographs then the association with the steel sculptures is evident.
For Richard Serra „... to use black is the clearest way of marking against a white field, no matter whether you use lead or charcoal or paint stick. It is also the clearest way of marking without creating associative meanings. You can cover a surface with black without risking metaphorical and other misreadings. A canvas covered with black remains an extension of drawing in that it is an extension of marking. The use of any other color would be the extension of coloration, with its unavoidable allusions to nature. From Gutenberg on, black has been synonymous with a graphic or print procedure. I am interested in the mechanization of the graphic procedure; I am not interested in the paint-allusion gesture.” (Richard Serra, Notes on Drawing, Rizzoli, New York, 1987)