Donald Sultan 'Recent work'
Donald Sultan transformiert die Intimität der Stilllebenmalerei
in wuchtige Plastizität. Auf massiven Bildträgern
sind Blumen oder Gegenstände in pechschwarzem Teer
eingelassen. Die gesättigte Schwärze des Bildgrunds
unterstreicht die Fragilität des Ephemeren und erzeugt
gleichsam eine sogartige Bildwirkung.
Die „Lantern-Paintings“ sind in der Manier der Pop Art
grossflächig und mit klar umrissenen Konturen gemalt. In
ihrer vereinheitlichenden Stilisierung werden die Windlichter
gleichsam zum Emblem geadelt, das sich durch
den harten Farbkontrast dezidiert vom Bildgrund abhebt.
Bei den „Lantern Flowers“ nimmt Sultan die Farbe
zurück. Die Motive heben sich einzig durch den Glanz
des Emails vom matten Grund ab und eröffnen so ein ambivalentes
Wechselspiel – ein „push“ und „pull“ zwischen
Vorder- und Hintergrund.
Donald Sultan ersetzt die traditionellen Malutensilien
– den Pinsel, Pigmente und die Leinwand – mit industriellen
Materialien. Um seiner Malerei Körperlichkeit zu
verleihen, tüftelte Sultan in den siebziger Jahren eine
entsprechende Technik aus. Mittlerweile ist sie zum Markenzeichen
seiner Kunst geworden. Aus Holz-faserplatten
konstruiert er ein Gerüst, verkleidet es mit Linoleumplatten
und überzieht es anschliessend mit Teer. Dann
schneidet er mit einem Messer oder Lötkolben seine Motive
aus der Teerschicht heraus. Die Negativformen füllt er
mit Spachtelmasse und trägt darauf die Farbe oder eine
dünne Lage von Email auf. Bei einzelnen Serien wird die
Farbschicht schliesslich im Siebdruckverfahren bedruckt.
Der rohe Bildgrund, den Sultan als „something brutal and
beginning“ bezeichnet, steht in spannungsvollem Gegensatz
zu den fein ausgearbeiteten Bildflächen. Der Künstler
entwickelte seine Arbeitsweise im Kontext der Process
Art und der Pop Art, die in New York in den siebziger
Jahren dominierten. Sultans Werke können gleichsam als
Verquickung dieser Kunstrichtungen gelesen werden. So
kombiniert er kunstfremde Materialien und Verfahren mit
stilistischen und ikonographischen Strategien der Pop Art.
Sultans Repertoire umfasst neben klassischen Stilllebenmotiven
wie Blumen und Früchte auch banale
Gebrauchsgegenstände. Die umfangreiche Serie über die
Zitrone, die oft zentriert auf schwarzem Grund disponiert
ist, wurde in der Kunstwelt aufgrund ihrer ambivalenten
Umsetzung rege rezipiert. Die Konturen der Frucht –
ein praller Körper mit wohlgeformten Spitzen – weisen
symbolische Komponenten auf. In farblichen Variationen
werden die Zitronen zuweilen als schwarze Objekte gezeigt.
Dies verdeutlicht, dass der Bildgegenstand für den
Maler wesentlich als malerisches, gestalterisches Element
von Bedeutung ist.
Donald Sultan ist bislang der jüngste Künstler, der mit 37
Jahren im Museum of Modern Art in New York mit einer
Einzelausstellung gewürdigt wurde. Die Sammlungen
zahlreicher renommierter Institutionen – u.a. das Museum
of Modern Art, das Dallas Museum of Art und das
Metropolitan Museum of Art – enthalten Werke von Donald
Sultan. Im Jahre 2008 kam unter dem Titel „Donald
Sultan: The Theater of the Object“ eine Monografie über
seine 30-jährige Künstlerkarriere heraus. In der Galerie
Andres Thalmann präsentiert er ausgewählte Arbeiten aus
seinen jüngsten Werk-serien.
Ruth Littman
Leiterin Galerie Andres Thalmann