Berlin
Die Ausstellung Holger Bär – 11.500.000 Punkte zeigt Arbeiten, die Bärs jahrelanger Auseinandersetzung mit den Farbtheorien und optischen Prinzipien des Pointillismus entspringen.
An der Grande Jatte, 2022
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Tiergarten II, 2022
Badende, 2022
Grunewald I, 2022
Ruderer - Central Park, 2022
Ruderer, 2022
Seerosen II, 2022
Seerosen I, 2022
St. Tropez II, 2022
St. Tropez I, 2022
Strohballen II, 2022
Strohballen I, 2022
Hauptwerk der Ausstellung ist ein 3 x 8 Meter messendes, vierteiliges Gemälde eines Seerosenteichs – eine klare Verneigung vor dem großen Impressionisten Claude Monet. Dennoch sind Bärs Arbeiten mehr dem Pointillismus Georges Seurats verbunden, d.h. einer wissenschaftlicheren Herangehensweise an Farb- und Lichteffekte. Dank der technischen Möglichkeiten, die Bär – im Gegensatz zu Seurat – dabei zur Verfügung standen, insbesondere Computertechnik und speziellen, selbst entwickelte Algorithmen, gelingt es ihm nicht nur, die Malweise von Seurat wiederzubeleben, sondern zudem dessen Theorien empirisch zu beweisen. Hauptprinzip der pointillistischen Malweise ist die optische (subtraktive) Farbmischung. Ähnlich modernen Fotodruckern arbeiten Bärs Malmaschinen mit acht Grundfarben. Anders als bei Druckern werden die Farbpunkte in Bärs Bildern jedoch opak und klar voneinander getrennt gesetzt und bleiben somit deutlich als solche erkennbar. In Bärs Bildern findet somit keine Farbmischung auf der Leinwand statt, alle weiteren im Bild wahrgenommenen Farben und Helligkeitsabstufungen entstehen erst im Auge bzw. Gehirn des Betrachters, der dadurch einen aktiven und unabdingbaren Beitrag zum Werden des Bildes leistet. Gleichzeitig entfalten die Bilder diese Wirkung erst ab einer bestimmten Mindestdistanz, nähert man sich ihnen, so beginnen sie sich in ihre Einzelpunkte aufzulösen. Damit sind Bärs Bilder nicht (foto-)realistisch, sondern analytisch: sie zerlegen das von Gegenständen reflektierte Licht in seine Einzelteile und bewirken die Farbmischung nachvollziehbar erst im Akt der Wahrnehmung als einer Art optischer Illusion. Auch im Thema orientiert sich Bär in dieser Ausstellung an den Impressionisten und Pointillisten. Deren Interesse an Lichteffekten war eng mit der neuen Bewegung der Malerei en plein air verbunden. Die Natur, die sich in diesen Gemälden findet, ist jedoch nicht die erhabene wilde Natur der Romantik, die als Kontrapunkt zu Kultur stand, sondern eine zutiefst vom Menschen und moderner Zivilisation gebändigte und gestaltete Natur: angelegte städtische Parks, bewirtschaftete Felder, kultivierte Ufer von Wasserläufen und -flächen, die Städtern als Erholungs- und Freizeitorte dienen. So wie die Bilder in ihrer Malweise optische Illusionen hervorrufen, erscheint hier Natur als Wunschbild und Spektakel einer urbanen Kultur.