A Room of One's Own

A Room of One's Own

Schlossstraße 1a Bochum, 44795, Germany Tuesday, February 14, 2023–Saturday, July 15, 2023


winterstoff 225 by evelina cajacob

Evelina Cajacob

WinterStoff 225, 2021

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cuplos 3 by zoe dittrich-wamser

Zoe Dittrich-Wamser

cuplos 3, 2021

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scheitel by zoe dittrich-wamser

Zoe Dittrich-Wamser

Scheitel, 2021

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untitled #4 (fall) by laura letinsky

Laura Letinsky

Untitled #4 (Fall), 2009

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untitled #21 (ill form and void full) by laura letinsky

Laura Letinsky

Untitled #21 (Ill Form and Void Full), 2011

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untitled #28 (ill form and void full) by laura letinsky

Laura Letinsky

Untitled #28 (Ill Form and Void Full), 2011

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untitled #8 (the fall) by laura letinsky

Laura Letinsky

Untitled #8 (The Fall), 2009

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cornered start (overhead) by melanie manchot

Melanie Manchot

Cornered Start (Overhead), 2018

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cornered star (roof) by melanie manchot

Melanie Manchot

Cornered Star (Roof), 2018

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kiss by melanie manchot

Melanie Manchot

Kiss, 2009

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untitled by elisabeth vary

Elisabeth Vary

untitled, 2016

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ohne titel by elisabeth vary

Elisabeth Vary

Ohne Titel, 2018

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Trotz des grundsätzlichen und kritischen Ansatzes des für den Feminismus weltweit emblematischen Buches von Viginia Woolf, dessen Titel A Room of One’s Own die Galerie m für ihre Ausstellung gewählt hat, ist die Auswahl der Werke und ihr Zusammenspiel geprägt von einer heiteren, inspirierenden „Leichtigkeit“. Eine Zeichnungsinstallation, Fotografien, eine raumfüllende Skulptur, Video, Malerei-Objekte – wie in der vorhergehenden Ausstellung „Antipoden“ sind es sehr unterschiedliche künstlerische Strategien, die eine eigene poetische, sinnliche Welt schaffen, im übertragenem Sinne Räume kreieren; diese Räume können architektonischer und physischer Natur sein, aber auch im persönlichen Sinne als Gestaltungs- und Lebensraum verstanden werden.  


Elisabeth Vary beginnt in den 1970er Jahren ihre Tätigkeit als Professorin für Kostümbild und entwickelt parallel ihr künstlerisches Werk, für das sie sprichwörtlich um den kreativen Raum ringen muss. Vary entwirft dreidimensionale, asymmetrische Körper, die einem eigenwilligen Formempfinden entspringen. Objekt und die ihm allseitig anhaftende Malerei treten in einen Dialog und schaffen besondere Raumerfahrungen. Die Ausstellung würdigt das bisherige Lebenswerk mit Malereiobjekten aus allen Schaffensperioden. Die frühen Werke (1989-1991) stammen aus der Zeit, als Vary und die Galerie m ihre Zusammenarbeit begannen. Ein Blickfang sind u.a. drei kleinformatige Arbeiten, die in jeweils einer der Primärfarben regelrecht leuchten. Der unmittelbare Pigmentauftrag lässt die Oberflächen porös und lebendig erscheinen. Die im Vergleich zu den anderen Arbeiten schlichten Grundformen – Zylinder, Kreisring und ein kleines Haus – wirken anrührend in ihrer selbstbewusst leuchtenden Farbigkeit. Das jüngste Werk von Vary wurde 2022 vollendet. Die spezifische Formgebung und der strahlende Blauton versprühen eine Leichtigkeit.   


Zoe Dittrich-Wamser hat eigens für die Ausstellung die raumgreifende Arbeit Lehnen, an und ab aus genähtem Stoff realisiert. Die überdimensionalen Taschen entwickeln durch ihre Befüllung und Größe eine massive Präsenz. Aneinander gelehnt stützen sie sich im freien Raum gegenseitig und bilden ein ausbalanciertes Ensemble. Das Materialverhalten des Stoffes ist deutlich in den Faltenwürfen erkennbar, gleichzeitig zeigt sich die besondere Eigenschaft der Formbarkeit und somit die Qualität als Hülle. Während die äußere Form unmittelbar und visuell erfahrbar ist, bleibt der formgebende, Volumen und Stabilität bildende Inhalt im Verborgenen.  Dittrich-Wamsers bildhauerische Position besticht durch eine einzigartige Empathie und feine Sensibilität gegenüber einfachen Materialien und ihrer Ausdrucksstärke. Die Künstlerin untersucht sie intensiv auf ihre Eigenschaften, überführt sie in neue Kontexte und macht sie zu den Hauptdarstellern ihrer Werke, welche sich ortsspezifisch im und zum Raum verhalten.  


Die Inspirationsquellen der Schweizer Künstlerin Evelina Cajacob sind z.B. ihre Herkunft, das von Frauen geprägte häusliche Umfeld, der eigene Garten und die ihr vertraute Landschaft. Wie bei Dittrich-Wamser spielen auch in der Installation Ferne Tage von Evelina Cajacob Textilien eine wichtige Rolle. Ein 648 cm breites, von Cajacob gezeichnetes Liniengeflecht auf Papier steht in Bezug zu den vom Vater gefärbten Uniformstoffen, die Teil der Installation sind. Cajacob stellt sich sensibel und selbstbewusst in eine Tradition der Gestaltung. Sie thematisiert verschiedene Medien als künstlerische Ausdrucksform und stellt indirekt – vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrung – einen gesellschaftlichen Kontext her, der in Bezug auf die Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen eine besondere historische Relevanz hat. Oft bindet Cajacob Momente der Repetition in ihre Werke ein, die in unsicheren Zeiten in Form von Wiederholung und Gleichmäßigkeit eine Strategie der Stabilisation sein können. Hier ist es die Wiederholung des verwobenen Motives der Zeichnung in immer wieder anderen Farbtönen, die zugleich repetitiv und lebendig ist.  


Die Filmarbeiten von Melanie Manchot basieren auf Performance und Partizipation. In der performativen Videoarbeit For a Moment Between Strangers lädt Manchot Fremde auf der Straße ein, ihr einen Kuss zu geben, und filmt deren Reaktion mit verborgener Videokamera. Der Kuss funktioniert hier als Metapher für Formen intimer Verbindung bzw. dem zwischenmenschlichen Austausch. Diese Arbeit agiert an der Schnittstelle von öffentlichem Raum und privatem Handeln. Sie fragt, ob Momente der Intimität zwischen Fremden im öffentlichen Raum existieren können, ob die Anonymität des Urbanen unterbrochen werden kann. Urbane Räume bilden dabei den Rahmen dieses Werkes, das in London, New York, Los Angeles und Köln gefilmt wurde. Formal ist For a Moment Between Strangers als inszenierte Dokumentation aufgebaut, benutzt den realen Raum als Bühne, auf der endlos, wie in einem Ritual, die gleiche Frage gestellt wird: “Geben Sie mir einen Kuss?”. Der menschliche Körper spielt in zahlreichen Arbeiten Manchots eine wichtige Rolle. Sie verwendet ihn als Ausgangspunkt für die Erforschung von sozialen Beziehungen und Identität. Mit der Fotoserie Inversions verfolgt sie ein Langzeitprojekt, für das sie an verschiedenen Orten – seit 2021 in London, seit 2022 auch in der Schweizer Bergwelt – Aufnahmen von sich selbst in der Position des Handstands realisiert. Die Fotografien sind sowohl Dokumentationen einer Handlung als auch eigenständige künstlerische Arbeiten und stehen damit in der Tradition der Fotografie feministischer Performances.  


Laura Letinsky befragt in ihren fotografischen Serien das Genre des Stilllebens als Ausdruck und Offenbarung des häuslichen Lebens. Sie fotografiert in der Serie Ill Form & Void Full Collagen, die sie aus eigenen Abzügen und fremden Bildquellen konstruiert. Mal wirken die einzelnen Bildelemente mit ihren sanften Farbverläufen malerisch, mal treten sie scharf konturiert und plastisch hervor. So entsteht ein Gefüge aus zwei- und dreidimensionalen Objekten, das offensichtlich inszeniert ist und die Wahrnehmung immer wieder herausfordert. Der Eindruck von Licht und Schatten, Raum und Fläche wirkt wie eine Illusion, in der nichts beständig zu sein scheint. Die Motive und deren Beziehung zueinander offenbaren sich als fragil und vergänglich – genau wie die Wahrnehmung der Betrachtenden. Scheinbar vertraut haftet dem Gesehenen etwas Geheimnisvolles und Fremdartiges an.