In the exhibition "Framing" Galerie m shows photographic works by the Berlin-based artist Thomas Florschuetz (*1957 Zwickau), with whom it has been working for 20 years. Besides the series of the same name, the exhibition includes works from the series Jaca, 2010/20, Konstruktion, 2019, Projektion, 2020 and Osterspaziergang, 2020.
The Dominican priory of La Tourette near Lyon, built by Le Corbusier in the late 1950s, provided Thomas Florschuetz with the motifs for his Framing series from 2019, which shows significant details of the architecture in reduced images. The dynamics of the artist’s compositions are inspired by the lines of the building elements as well as their surface textures, coloring and the momentary lighting situation. Minimal deviations in perspective result in images that appear abstract in large part, the architectural references fading into the background and only remaining evident in isolated areas. The focus thus oscillates between planar composition and depth effect, between abstract picture and a visceral sensation of space.
The Jaca series from 2010 focuses on the impressive jackfruit, which the artist stages from different angles. He thus opens up an intriguing push and pull between the familiar and the foreign, the fruit itself and its representation. The prickly outer skin symbolizes defensiveness and protection, while the view inside the cut fruit reveals its inner softness and vulnerability.
Florschuetz’s latest series, Projection, 2020, deals with how we perceive projected light, which depends on the incidence of the light but mainly on the nature of the projection surface. Here, the artist has photographed light falling through the slats of a blind. Perforations in the slats function like lenses that focus the light before projecting it onto the surface behind them – a curtain. By playing with blurring and sharpness, light and shadow, Florschuetz reflects on the very act of taking a photograph, which always involves capturing light.
Osterspaziergang (Easter Walk) explores a single motif: the sign for Berlin’s National Museums in Berlin, provisionally covered with a blue plastic bag, set in front of the James Simon Gallery. Though always shot from the same angle, the sign and its inscription take on a different appearance in each image. Photographed by Florschuetz at Eastertime in 2020, this series is also a record of the first lockdown. An unprecedented situation finds expression in the seemingly helpless gesture of improvised concealment of a sign, at a time when familiar landmarks are blurred to near illegibility by external influences.
In the current show, Florschuetz illustrates once again what photography itself and the camera’s capacity to convey a personal look at the world can actually mean: He shifts through his impressions, intuitively selects those he wishes to share, and in this way creates new contexts and structures. Florschuetz’s photographically constructed images are thus able to offer us fresh perspectives and points of view.
Die Galerie m zeigt in der Ausstellung „Framing“ fotografische Arbeiten des Berliner Künstlers Thomas Florschuetz (*1957 Zwickau), mit dem sie eine mittlerweile 20jährige Zusammenarbeit verbindet. Neben der gleichnamigen Serie umfasst die Ausstellung Werke aus den Serien Jaca, 2010/20, Konstruktion, 2019, Projektion, 2020 und Osterspaziergang, 2020.
Das von Le Corbusier in den späten 50er Jahren erbaute Dominikanerkloster La Tourette bei Lyon ist Ausgangspunkt der Serie Framing. In diesen Arbeiten zeigt Florschuetz in reduzierten Ausschnitten signifikante Elemente dieser Architektur. Er schafft Bildkompositionen, deren Dynamik durch die Linien der Bauelemente, der Oberflächenstruktur, der Farbgebung und der jeweiligen Lichtsituation inspiriert sind. Besondere Bedeutung kommt dabei den Fensterkonstruktionen und den Oberlichtern in der Decke dieses Gebäudes zu. Minimale Abweichungen der Perspektive führen zu immer wieder neuen, in weiten Teilen abstrakt wirkenden Bildern, deren Architekturbezug in den Hintergrund tritt und nur noch in vereinzelten Bereichen präsent ist. So wechselt die Wahrnehmung zwischen Flächenkomposition und Tiefenwirkung, zwischen abstraktem Bild und einem physisch-räumlichen Empfinden. Die großformatige dreiteilige Arbeit ohne Titel (Framing) 03 verdeutlicht durch die implizierten fensterartigen Ausblicke die besondere Qualität der spezifischen Bildfindung des Künstlers. Sie sensibilisieren uns für den feinen Grad zwischen Illusion und Abbild. Die wechselnden Blickwinkel und die variierenden Ausschnitte muten in ihrer Gesamtheit kubistisch an und schaffen ein eigenständiges, von Thomas Florschuetz konstruiertes Bildwerk, das unser Sehen herausfordert und gleichzeitig hinterfragt.
Die tropische Frucht Jaca, auch Jackfruit genannt, ist Motiv einer weiteren Serie. Florschuetz inszeniert die imposante Frucht 2010 aus verschiedenen Blickwinkeln, als sie hierzulande noch weitestgehend unbekannt war. Er öffnet ein Spannungsfeld zwischen Vertrautem und Fremdem,
der Frucht an sich und ihrer Darstellung. Die stachelige Außenhaut symbolisiert Wehrhaftigkeit und Schutz, der Blick ins Innere der angeschnittenen Frucht offenbart gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Die besondere Oberflächenstruktur macht die Jackfruit als plastisches Objekt so spannend, da die Lichtreflexionen Volumen und Form der Frucht scheinbar verändern.
Auch die aktuelle Serie Projektion (2020) beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von projiziertem Licht, die vom Lichteinfall und besonders von der Beschaffenheit der Projektionsfläche abhängt. Hierfür fotografiert Thomas Florschuetz das durch die Lamellen einer Jalousie auf eine Gardine fallende Licht. Die Perforationen der Lamellen funktionieren dabei wie Linsen, die das Licht bündeln und auf die dahinterliegende Projektionsfläche – eine Gardine – projizieren. Im Spiel mit Unschärfe und Schärfe, Licht und Schatten, reflektiert Florschuetz den Akt des Fotografierens an sich: das Einfangen von Licht. Gleichzeitig greift er mit diesem Motiv ein Sujet seiner ersten Ausstellung in der Galerie m vor 20 Jahren auf, in der die frühe Serie der Vorhänge zu sehen war.
Osterspaziergang (2020) zeigt seriell angeordnete Fotografien eines gleichbleibenden Motivs: den provisorisch mit einer blauen Plastiktüte verdeckten Wegweiser der staatlichen Museen zu Berlin vor der James Simon Galerie. Aus dem immer gleichen Blickwinkel fotografiert, zeigt sich das Schild mit seiner Beschriftung in unterschiedlicher Weise. Die Verhüllung lässt mal mehr, mal weniger vom Text durchscheinen, bläht sich mal stärker, mal schwächer auf. Zu Ostern 2020 von Florschuetz beobachtet und fotografiert ist der Blick auf diese Serie auch eine Retrospektive auf die Zeit des ersten Lockdowns. Eine nie dagewesene und nun wieder aktuelle Situation, die sich in der hilflos anmutenden Geste des improvisierten Verhüllens zeigt, in der vertraute Orientierungspunkte durch äußere Einwirkung in ihrer Lesbarkeit verschwimmen.
Thomas Florschuetz verdeutlicht mit seiner aktuellen Ausstellung einmal mehr, was Fotografie an sich und seine Rolle als ein die Welt mit der Kamera wahrnehmendes Individuum eigentlich bedeutet: Er sichtet, wählt intuitiv aus und erschafft auf diese Weise neue Kontexte und Strukturen. Die von Florschuetz fotografisch konstruierten Bilder ermöglichen neue Perspektiven und Sichtweisen.