From September 7 to December 22, 2017, Galerie m Bochum will host a larger selection of photographs from all eight series by US photographer Lucinda Devlin (b. 1947 in Ann Arbor, MI). For the first time in Germany the show will feature the complete spectrum of her work from the Pleasure Grounds (1977-1990) to the Lake Pictures (2010-2015). This year the artist’s first museum retrospective Lucinda Devlin: Sightlines took place in the USA at the Weatherspoon Art Museum in Greensboro and the George Eastman Museum in Rochester (till December 2017).
Lucinda Devlin's photographs serve as social commentaries on timely and socially relevant issues such as personal rights, the death penalty, and agribusiness. An internationally recognized American photographer, Devlin began her career in the 1970s during the genesis of color photography in America. At the time, she took up not only color photography, but also the artistic approach that she continues to this day, one that emphasizes an objective or neutral point of view. Devlin also discovered her preferred subject matter: psychologically charged spaces absent of any human figures yet nonetheless signaling contemporary public and private life. Her earliest series, Pleasure Ground, featured droll images of thematic hotel rooms. Subsequent series (Habitats, Subterranea, Corporal Arenas, Field Culture, and Lake Pictures) have continued to probe the meaning of place at such sites as zoos and amusement parks, tanning salons and health spas, hospitals and funeral homes, agricultural facilities and open fields, and lastly, Lake Huron's shoreline. Her most provocative and best known series, The Omega Suites (so named after the final letter of the Greek alphabet), proffered emotive images of sterile execution chambers and the apparatuses associated with them. (Press Release Weatherspoon Art Museum, Greensboro, 2017)
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Vom 7. September bis 22. Dezember 2017 zeigt die Galerie m Bochum ausgewählte Fotografien der US-amerikanischen Fotografin Lucinda Devlin (*1947 in Ann Arbor, MI). Im Rahmen dieser Ausstellung sind nun erstmals alle Serien von den Pleasure Grounds (1977-1990) bis zu den Lake Pictures (2010-2015) gleichzeitig in Deutschland zu sehen. In diesem Jahr wurde Lucinda Devlin erstmals eine museale Retrospektive in den USA gewidmet, die nach einer ersten Station im Weatherspoon Art Museum in Greensboro nun noch bis Ende 2017 im George Eastman Museum in Rochester zu sehen ist.
Lucinda Devlins Werk nimmt Interieurs und den menschlichen Lebensraum in den Blick und ist gleichsam eine fortwährende Studie der Umwelt. Technisch und stilistisch bleibt sich Devlin mit bedacht organisierten Kompositionen im gleichbleibenden Format durch alle Sujets hindurch treu. Sie zeigt die Motive sachlich und distanziert, unabhängig davon, ob der Betrachter dabei in die atmosphärische Intimität der Hotelzimmer in der Serie Pleasure Grounds oder in die schockierende Realität der Todeszellen in der Serie The Omega Suites eintaucht.
Durch die neutrale Dokumentation der Umgebung in ihren Fotografien erhält der Betrachter keine Einsicht in die persönliche Beziehung der Künstlerin zu dem Abgebildeten. Und doch vermittelt sich immer wieder eine kritische, teils ironische Sicht auf die Dinge, wenn beispielsweise die düstere, exotisch anmutende Vegetation der Habitats von einem rotleuchtenden „Exit“-Schild durchbrochen wird. Gerade in der Zusammenschau der Serien zeigt sich, wie sehr Lucinda Devlins Werk mit der Frage verbunden ist, welche Lebensräume Menschen erschaffen und wie sie diese gestalten.
In Corporal Arenas und Water Rites beschäftigt sich die Künstlerin mit der Vergänglichkeit und der Passivität des menschlichen Körpers und konzentriert sich auf Aktivitäten und Prozesse, die den Menschen in Apparaturen und Räumen zum Objekt werden lassen. Gerade weil er selbst in den Bildern nie in Erscheinung tritt, spielt er eine Rolle in der Fantasie des Betrachters, der die Szenen mit Inhalten aus seiner eigenen Erfahrungswelt ergänzt. Besonders deutlich wird die Abwesenheit des Menschen in der Serie The Omega Suites, bei deren Betrachtung sich die Frage nicht abwenden lässt, nach welchen Regeln der Mensch Räume gestaltet, in denen getötet wird.
In den Serien Subterranea und Field Culture rückt Lucinda Devlin die instrumentalisierte Natur ins Blickfeld. Ihre extrem zweckorientierte Unterwerfung unter menschliche Interessen findet in ihrer bislang letzten Serie Lake Pictures einen Kontrast. Hier zeigt die Fotografin die mannigfaltigen und atmosphärischen Naturphänomene am Ufer des Lake Huron an der Grenze zu Kanada. Die Ansichten des Sees grenzen sich in den von ihnen ausgehenden Assoziationen, die um Ewigkeit und Einsamkeit kreisen, von den übrigen Serien ab. Während sie zuvor verschiedene Orte aufsuchte und ihre Werke im Titel geographisch verortete, gibt sie die räumliche Bewegung hier zugunsten einer zeitlichen Bewegung auf und benennt ihre Bilder mit Datum und Uhrzeit. Auch wenn sich der Standpunkt der Kamera nicht verändert, steht in Anbetracht der Bilder außer Frage, dass sich eben dieser eine Fleck im zeitlichen Verlauf in nahezu fantastisch vielfältige Erfahrungsräume verwandelt. Durch Lucinda Devlins meisterhafte Technik transportieren ihre Fotografien die überwältigenden Anblicke der Natur mit einem hohen Maß an Abstraktheit und werden dabei selbst zum Auslöser sublimer Erfahrungen.