Ernst Ludwig Kirchner – Späte Bilder (Julius Werner Berlin)

Ernst Ludwig Kirchner – Späte Bilder (Julius Werner Berlin)

Cologne, Germany Saturday, September 13, 2008–Saturday, October 25, 2008

ERNST LUDWIG KIRCHNER 'SPÄTE BILDER'

13. SEPTEMBER BIS 25. OKTOBER 2008

ERÖFFNUNG: FREITAG 12. SEPTEMBER 2008 18-21 UHR
Ausstellungsort: Julius Werner Berlin

ÖFFNUNGSZEITEN
DIENSTAG BIS FREITAG 10-18.30 UHR
SAMSTAG 11-18 UHR

„Um 1926 sammelt sich das Talent Kirchners wieder zu einer neuen Leistung, indem er alles früher Erreichte zusammennimmt und in einer Technik, die sich in ihrer Einfachheit der der Frühwerke nähert, visionäre Gestaltungen hervorbringt.“ Mit diesen Worten umschreibt Ernst Ludwig Kirchner als Kunstkritiker in eigener Sache unter dem Pseudonym Louis de Masalle die Bedeutung seines in der Schweiz entstandenen Spätwerks. Die Kunstgeschichte diskutiert über die Bedeutung dieser späten Bilder. Was in der Diskussion unbeachtet blieb, war, dass Kirchner in seinem Spätwerk formale Phänomene der Malerei vorwegnahm, die man sieben Jahrzehnte nach seinem Freitod auch in der zeitgenössischen Kunst wieder findet. Aus diesem Grund, und auch um die Bedeutung der späten Bilder innerhalb Kirchners Gesamtwerks erneut zu befragen, lohnt sich ein frischer Blick auf die Schweizer Arbeiten des für die deutsche Malerei so einflussreichen Künstlers. Vom 13. September bis 25. Oktober ist dies in einer in Europa seltenen Ausstellung in den Räumen von Julius Werner Berlin möglich. Kaum gezeigte Gemälde und zahlreiche Zeichnungen aus den Jahren 1921 bis 1935 zeigen die bislang kaum beachtete starkfarbig-kräftige Formensprache des späten Kirchners. Ernst Ludwig Kirchner gehörte neben Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl zu den Gründervätern der Künstlervereinigung die „Brücke“, die mit ihrem Zusammenschluss 1905 in Dresden dem Expressionismus im deutschen Sprachraum den Boden ebneten. Der 1880 in Aschaffenburg geborene Kirchner war 1917 nach Davos gezogen, um dort Genesung von dem ersten Weltkrieg geschuldeten gesundheitlichen Problemen zu suchen. Die um 1924 entstandenen Bilder kündigen bereits den Stil seiner Schweizer Zeit an. Statt durch zackige Kraftlinien, erregten Pinselstrich, starken Farbauftrag und eine dichte, aus dem urbanen Leben entnommene Motivfülle wie in den Berliner Bildern zeichnen sich die späten Werke durch abstraktere Motivbehandlung, geometrischere Kompositionen, flächigere Malweise, eine starke, fast halluzinierende Farbigkeit und Motiventnahmen aus der Phantasie aus. In den Schweizer Bildern versucht Kirchner damit nicht mehr das Leben inhaltlich zu fangen, sondern ganz im Sinne der damaligen avantgardistischen Malerei Antworten auf formale Fragestellungen zu finden. Dieses Interesse hat sich jedoch nicht erst in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge herausgebildet, es wurzelt vielmehr in seinen frühen Dresdner Jahren - der Zeit der Suche nach einem „neuen Stil“ - und der damaligen Auseinandersetzung mit der angewandten Kunst der Tapisserie. In der Schweiz griff er auf die textile Kunst als ein Mittel zurück, Form und Farbe überzeugend zu organisieren. Die Fragestellung, die Kirchner in den Schweizer Jahren beschäftigte, war damit eine alte, die Lösung hingegen progressiv.
Zur Ausstellung erscheint ein musealer Katalog (104 Seiten, 82 zumeist großformatige, farbige Abbildungen) mit einem grundlegenden Text von Dr. Pamela Kort in deutsch und englisch, der das Spätwerk Kirchners einer neuen Betrachtung unterzieht.

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ERNST LUDWIG KIRCHNER 'LATE PAINTINGS'

13 SEPTEMBER THROUGH 25 OCTOBER 2008

OPENING: FRIDAY 12 SEPTEMBER 2008 6-9 PM
The exhibition takes place at Julius Werner Berlin

OPENING HOURS
TUESDAY TO FRIDAY 10 AM-6:30 PM
SATURDAY 11 AM-6 PM

"Around 1926 Kirchner's talent had brought about a new achievement, insofar as it unified everything he had accomplished earlier in a new technique that approached the frugality of his earlier works, yielding visionary compositions.” With these words, Ernst Ludwig Kirchner, under the pseudonym of Louis de Masalle, an art critic, stressed the importance of his late work. Art historians have often discussed the significance of these works within Kirchner’s oeuvre, as well as the precise characteristics and timing of his “late work”. What have been mostly undervalued in these discussions are the innovative aspects of the paintings, which, seven decades after Kirchner’s suicide, still appear fresh and at times strikingly close to contemporary painting. For this reason, and to deepen the discussion about the importance of Kirchner's late work, it is worth a fresh look at the works made in Switzerland by this important and influential German artist. Thus, Galerie Michael Werner proudly presents rarely exhibited important paintings and numerous drawings by Ernst Ludwig Kirchner, made in Davos, Switzerland, in the 1920s and 30s.
Together with Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel and Fritz Bleyl, Kirchner was one of the founding members of the artists' association “Die Brücke” (the "bridge"). Founded in 1905 in Dresden, “Die Brücke” paved the way for Expressionism in the German-speaking countries. In 1917 Kirchner moved to Davos, with the hope that he could recover from his poor health and in particular a war-induced nervous breakdown. It was there in Davos, around 1924, that a new style emerged. Different from his Berlin style, which was characterized by motifs taken from urban life painted in rapid zigzag brush strokes, the “Davos paintings” were mostly taken from his fantasies inspired by the intense beauty of the new natural environment, given a geometric-abstract treatment and depicted with near hallucinatory color combinations. In these paintings Kirchner no longer tried to capture vibrant urban life, but strove instead toward abstraction, influenced by contemporary avant-garde painting. Yet Kirchner’s interest in the formal aspects of painting was not new; it was rooted in his early Dresden years, also a time in which he searched for a "new style", and his interest in the applied art of the tapestry. In Davos, he returned to textile art to find strong formal solutions for organizing form and color. Thus, the formal questions Kirchner explored in his Davos years were old ones, yet the answers he found were progressive.
The exhibition is accompanied by a full-color catalogue (102 pages, 82 mostly full page illustrations) with an essay by Dr. Pamela Kort in German and English.