Während des Lockdowns kann die Ausstellung nur auf unserer Website besucht werden. Das Büro der Galerie ist besetzt. Sie erreichen uns telefonisch und per Email.
Ein Katalog ist in Vorbereitung. Anlässlich des Erscheinens ist ein Künstlergespräch mit Jochen L. Stöckmann geplant. Der Termin wird noch bekanntgegeben.
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Unter dem Titel Grenzerfahrung stellt die Galerie Poll den Maler und Zeichner Peer Boehm erstmals in einer Einzelausstellung vor. Mit Zeichnungen war der Kölner Künstler bereits im Sommer 2019 an der Themenausstellung erinnern – träumen – zeichnen der Galerie beteiligt. Peer Boehm verknüpft in Leinwandarbeiten, Aquarellen und Zeichnungen mit Kugelschreiber Erinnerungen mit Bildern von Reisen und urbanen Räumen. Grundlage für seine Motive sind Fotos, die er in Fotoalben vom Flohmarkt oder im Internet findet.
Für die Ausstellung suchte Peer Boehm gezielt nach Fotovorlagen mit Bezug zur einstigen Mauerstadt Berlin. Das titelgebende Bild der Ausstellung ist komponiert aus zwei überlagerten Szenen. Die eine, dunkelblaue Schicht zeigt schemenhaft Autos, die an einem Kontrollpunkt warten, es ist der Checkpoint Charlie. Die andere, rote Bildebene mit menschlichen Silhouetten lässt einen Pulk von Journalisten erkennen, die ihre Kameras auf zwei Männer richten, die sich feierlich begrüßen. Links steht Leonid Breschnew, ihm gegenüber Walter Ulbricht – oder ist es Erich Honecker? Das zu klären, ist der Betrachter gefordert. Auch die Mauer lässt sich nur bei genauem Hinsehen verorten: eine rote Linie verläuft schräg vom linken zum rechten Bildrand, darüber gleitet ein Fluggerät mit Propeller.
Das ebenfalls auf die Farben Blau und Rot konzentrierte Querformat Tauziehen grundiert in Blau der Pariser Platz mit dem angedeuteten Brandenburger Tor, in Rot darüber gelegt sind die Umrisse spielender Kinder, die beim Tauziehen gegeneinander antreten. Der Titel kann auch auf das jahrzehntelange Kräftemessen zwischen dem Ostblock und dem Westen bezogen werden.
Boehm folgt bei der Auswahl der Fotovorlagen seiner Intuition. Aber es gibt wiederkehrende Motive: Die Darstellung von Ereignissen, die im kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft gespeichert sind, interessiert ihn ebenso wie persönliche Erinnerungen an Herkunft, Kindheit und Familie. Gipsstraße 3 D-10119 Berlin-Mitte T +49 (0)30 261 70 91 F +49 (0)30 284 96 211 [email protected] www.poll-berlin.de Di bis Sa 12-18 Uhr und nach Vereinbarung Manchmal benennt Boehm die dargestellten Orte, etwa in Berlin-Müllerstraße. Auf dem schmalen Hochformat mit transparent aufgetragener Tusche und Aquarellfarbe spiegeln sich Passanten in den Pfützen des regennassen Trottoirs. Auf Daheim ist am schönsten ist der Berliner Tauentzien mit einem alten Doppeldeckerbus erkennbar und der mittlerweile abgerissenen Fußgängerbrücke, die viele Jahre über diese verkehrsreiche Straße führte.
Charakteristisch für Boehms Bildsprache ist das Prinzip der Aussparung, das die Motive aus Hell-Dunkel-Kontrasten hervortreten lässt. Hierfür reduziert der Künstler seine Bildvorlagen am Computer auf die in seinen Augen wesentlichen Formen. Die Leerstellen eröffnen Felder für individuelle Assoziationen. Für seine Zeichnungen, die er gerne auf Holz aufgezogen präsentiert, nutzt Peer Boehm auch Fundstücke wie Seekarten oder einzelne Seiten aus Konto-Büchern als Bildträger. Herkunft und Heimat, Reisen und Ferne sind Themen, die sich durch sein Werk ziehen. Dies wird deutlich durch die immer wiederkehrenden Titel Daheim ist am schönsten und Woanders ist auch schön.
Peer Boehm, 1968 geboren in Köln, studierte von 1990 bis 1994 Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an der Universität zu Köln. Im Jahr 1997 war er Mitbegründer der Produzentengalerie „Kunstgewinn“ und 1999 der Künstlergruppe „itinerarti” in Köln. 2006 rief er die Künstlergruppe „Die Kunstkreditkarte – Was Schönes für unterwegs“ ins Leben und ist seit 2011 Mitglied des Kunstvereins „68elf e.V.“. Peer Boehm lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Köln.
Katalog zur Ausstellung Grenzerfahrung – Peer Boehm Malerei und Zeichnung mit einem Text von Jochen L. Stöckmann und zahlreichen farbigen Abbildungen Herausgeber: Galerie Poll, Berlin Format 21 x 29,7cm, 52 Seiten, Hardcover Preis: 20 Euro
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During the lockdown, the exhibition can only be visited on our website. The gallery’s office is, however, staffed. You can reach us by phone and email.
A catalogue is in preparation. An artist talk with Jochen L. Stöckmann is planned to celebrate its publication. The date will be announced.
Galerie Poll is presenting the painter and graphic artist Peer Boehm for the first time in a solo exhibition entitled Liminal Experience. The artist, from Cologne, previously appeared at the Galerie Poll in in the thematic exhibition remember – dream – draw during the summer of 2019.
Working on canvas, in watercolour and in drawings made with ballpoint pen, Peer Boehm links memories with images of journeys and urban spaces. His motifs are based on photos he finds in photo albums from flea markets or on the internet.
For this exhibition, Peer Boehm searched specifically for photos related to the city of Berlin as it was divided by the Wall. The image from which the exhibition takes its title is composed of two superimposed scenes. One layer, dark blue, shows shadowy cars waiting at a checkpoint – Checkpoint Charlie. The other visual layer, red with human silhouettes, reveals a throng of journalists pointing their cameras at two men who are solemnly greeting each other. On the left is Leonid Brezhnev; opposite him is Walter Ulbricht – or is it Erich Honecker? The viewer must decide. The Berlin Wall, too, can be located only after taking a closer look: a red line runs diagonally from the left to the right edge of the image, with a propeller aircraft gliding over it.
The image Tug of War, in landscape format but also concentrated on the colours blue and red, is grounded in blue by Pariser Platz with an indication of the Brandenburg Gate, overlaid by the outlines of children at play in a tug of war. The title can also be taken as a reference to the decades-long showdown between the Eastern Bloc and the West.
Boehm follows his intuition in selecting the photographs on which his images are based. But there are recurring motifs: he is as equally interested in the depiction of events stored in a society’s collective memory as he is in personal memories of his origin, childhood, and family.
Sometimes Boehm names the places being represented, for example, in Berlin-Müllerstraße. On the narrow vertical format image with transparently applied ink and watercolour, passers-by are reflected in the puddles of the rain-soaked pavement. In Home Is Where It's Most Beautiful, Berlin’s shopping mile Tauentzienstrasse is recognizable with an old double-decker bus, as is the now-demolished pedestrian bridge that crossed this busy street for many years.
Characteristic of Boehm’s visual language is the principle of erasure, which allows his motifs to emerge from contrasts of light and dark. For this purpose, the artist uses a computer to reduce his photographic source material to what he sees as its essential forms. The empty spaces open up fields for individual associations. Peer Boehm sometimes draws on found objects such as sea charts or individual pages from ledgers, often then mounting the works on wood for presentation. Origins and home, travel and distance, are among the themes that run through his work. This is made clear by the constantly recuring titles, Home Is Where It's Most Beautiful and Elsewhere.
Peer Boehm, born in Cologne in 1968, studied art history, archaeology, and German language and literature at the University of Cologne from 1990 to 1994. In 1997 he co-founded the producer gallery Kunstgewinn and in 1999 the artist group itinerarti in Cologne. In 2006 he founded the artist group Die Kunstkreditkarte – Was Schönes für unterwegs, and he has been a member of the art association 68elf e.V. since 2011. Peer Boehm lives and works as an independent artist in Cologne.