Markus Draper: WOW!

Markus Draper: WOW!

Gipsstraße 3 (Ecke Auguststraße) Berlin, 10119, Germany Friday, April 28, 2023–Saturday, June 10, 2023


new york tree by markus draper

Markus Draper

New York Tree, 2013

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inception by markus draper

Markus Draper

Inception, 2013

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heroes (moving up broadway #1) by markus draper

Markus Draper

Heroes (Moving up Broadway #1), 2022

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happiness by markus draper

Markus Draper

Happiness, 2014

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desert storm #1 by markus draper

Markus Draper

Desert Storm #1, 2019

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desert storm #2 by markus draper

Markus Draper

Desert Storm #2, 2022

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In seiner zweiten Einzelausstellung „WOW!“ in der Galerie Poll stellt Markus Draper erstmals in Deutschland seine Arbeiten zu den Ticker Tape-Paraden vor.

Im Konfettiregen für die Heimkehrer des Golfkrieges zeigt das Aufmacherfoto der Daily News vom 11. Juni 1991 General Schwarzkopf, über ihm prangt der Titel der Ausstellung als Schlagzeile. Bei der "Desert Storm Parade" reißt der Oberkommandierende im Freudentaumel seinen linken Arm in die Höhe, Klopapierrollen und Papierfetzen fliegen durch die Luft. Die Parade, mit der die USA ihren Sieg im ersten Golfkrieg feierten, steht in einer Tradition, die bis ins Jahr 1886 zurückreicht.

Als die Freiheitsstatue am 28. Oktober 1886 eingeweiht wurde, führte der Festumzug an der New Yorker Börse in der Wallstreet entlang. Die Börsenhändler warfen bündelweise Papierstreifen der kurz zuvor erfundenen Nachrichtenticker aus dem Fenster, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Seit der globalen Finanzkrise infolge der Pleite der Lehman Brothers 2008 gelten die aus Bürotürmen hinabgeworfenen Papiere aber auch als Indiz bedrohlicher Instabilität.

Dieser Spannungsbogen von ekstatischer Freude bis zu abruptem Zusammenbruch ist für Markus Draper Beweggrund, sich mit der oszillierenden Symbolik der Ticker Tape-Paraden zu beschäftigen. Erstmals wählte er 2012 in seinem Gemälde „Milliarden“ aus dem Fenster geworfene Papierstreifen als Bildmotiv. Für das Video „Seconds of Fame“ drehte Draper 2014 Youtube-Ausschnitte von Ticker Tape-Paraden in einem von ihm gebauten Modell nach. Im Unterschied zu den Vorlagen sind die Häuser und Straßen in seinem Film menschenleer.

Charakteristisch ist die starke Vergrößerung, ein „blow up“ bis an den Rand der Abstraktion und das Zerlegen der massenmedialen „Bildvorlagen“ in mehrere Farbschichten. In präziser Malerei mit dem Pinsel überträgt der Künstler die verschiedenen Schichten auf die Leinwand oder lässt die durch die Luft wirbelnden Papierschnipsel – in verschiedenen Farben als Siebdruck über die Fotografien gelegt – zu einem bedrohlichen Sturm anschwellen („The Storm“, 2019).

Die 2022 entstandenen Fotoarbeiten „Heroes“ spiegeln mit ihrem extremen Hochformat die Straßenschluchten zwischen New Yorks Wolkenkratzern und beziehen sich im Titel auf den Canyon of Heroes. So heißt die durch den Financial District in Lower Manhattan führende Route der Siegesparaden, an deren Rand mehr als 200 in den Gehsteig eingelassene Granitstreifen an die Namen der geehrten Personen der vergangenen Ticker Tape-Paraden erinnern.

Bedeutende Ereignisse der jüngeren Geschichte aus bislang vernachlässigten Blickwinkeln zu betrachten, neu zu fokussieren und dadurch Ambivalenzen herauszuarbeiten, kennzeichnet die Arbeit von Markus Draper. Wie Gewissheiten zusammenstürzen, wie diese Verunsicherung durch Bilder in den Medien ausgelöst wird, interessiert ihn dabei ebenso wie die Frage, ob Wahrheit nicht immer ein Konstrukt von Geschichte(n) bleibt.

Markus Draper, geboren 1969 und aufgewachsen in Görlitz, studierte 1991 bis 2000 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, am Central Saint Martins College, London und an der Columbia University, New York. 2000 schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Professor Ralf Kerbach ab. Draper erhielt den Marion-Ermer-Preis (2001) und den Vattenfall Kunstpreis Energie (2006) sowie zahlreiche Stipendien. Seine Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (2007), der Berlinischen Galerie (2014) und im Kulturhistorischen Museum Görlitz (2015), im Künstlerhaus Bethanien Berlin (2023) sowie in institutionellen Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Werke des Künstlers befinden sich u. a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, im Museum Folkwang in Essen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und in der Berlinischen Galerie. Markus Draper lebt und arbeitet in Berlin.