'My paintings are physical and my paintings are metaphysical.'
Barnett Newman, 1966
Es sind Bilder, die über sich hinausführen.
Schon ein einziges Bild von Koichi Nasu vermag es, einen ganzen Raum zu füllen. Es zieht den Betrachter an, lockt ihn zu sich und entführt ihn, zunächst ganz unmerklich, in einen weiten, offenen Gemütszustand.
Zarte, unaufdringliche Farben bilden zusammen mit feinen, geraden Linien und rechten Winkeln, stets leicht schräg gestellt zu der äußeren, meist rechteckigen Form des Tableaus, ein ruhiges und dennoch spannungsreiches Feld. Die monochromen Farben sind transparent. Auch das Material gelegentlich: Lagen von feinem Reispapier, eingefärbt oder unbehandelt, über Nessel und Karton zum Beispiel. Und so kann man immer wieder einmal
in die Vergangenheit des Bildwerdens schauen, in die Tiefe, aus der überdeckte Farben verhalten zur Oberfläche hin schimmern und ihr damit eine sanfte Lebendigkeit geben.
Gelegentlich begegnen wir weißen Linien auf dunklem Grund. Gibt es Tag-Bilder, Nacht-Bilder? Tatsächlich ist da immer wieder einmal die Erinnerung an den Blick aus großer Höhe, der Koichi Nasu durch seine vielen Reisen zwischen Tokyo und Frankfurt vertraut gewesen sein muß.
Die fein mit Graphitstift oder Feder gezeichneten Linien kommen hervor aus ihren rechten Winkeln, begleiten Farbfeldgrenzen meist spielerisch und streben dem Bildrand zu. Dort überlegen sie nicht lange, und schon führen sie ihre Betrachter über Grenzen hinweg in größere Dimensionen hinein.
Koichi Nasu war ein konstruktiv arbeitender Künstler. Aber er schuf keine in sich geschlossenen Systeme, wie etwa Mondrian. Auch benötigte er weder Gelb noch Rot noch Blau als nur dekoratives Element. Die Farben von Koichi Nasu ergaben sich vielmehr aus dem Bildinneren, seine Linien und Flächen sind offen zu allen Seiten hin. Seine Bilder wachsen über ihre physischen Grenzen hinaus und regen dabei ihre Betrachter dazu an, ihnen bei diesem Abenteuer zu folgen.