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Mamiko Otsubo
Sky Lobby
31. August – 27. Oktober 2013
Vernissage: Freitag, 30. August 2013, von 18 bis 20 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin.
‚Ich stand in einem Wagen der Subway genau in der Mitte der Manhattan Brücke und tippte diesen Satz
in mein Telefon: Installierte Skulptur ist nicht frei von Zwängen. Ich schaute im Wagen herum und durch
die Fenster den Fluss rauf und runter. Eine Frau sass und las die New York Times gefaltet in lange Teile.
Ein Mann, offensichtlich auf dem Weg nach Midtown, stand mit dem Rücken zur Tür. Alle hörten unterschiedliche
Musik und in der kostbaren Stille drückte ich mich in der Nähe der mittleren Stange herum.
Es wird diejenigen unter Ihnen, die mit dem B-Train vertraut sind, nicht überraschen, dass wir nicht
über die Brücke fuhren, sondern dass der Zug stand und der Fahrer auf Instruktionen wartete.
Tatsächlich standen wir bereits seit 15 Minuten auf der Brücke und niemand schien sich daran zu
stören; damit meine ich, niemanden Vater, Freund, Kind, Mitarbeiter, Ehepartner oder Lebensgefährte
hatte einen totalen einsamen Zusammenbruch.
Ich erinnerte mich an diesen Moment im Zug als Mamiko mir ihren Titel, Sky Lobby, mitgeteilt hatte.
Ich stellte mir meinen Stopp auf der Brücke vor als wäre er ein „Platz“: Ein Platz nicht in die
Landschaft eingebettet, sondern in der Bewegung des Zugs, oder, in diesem Fall, in seiner
Unbeweglichkeit. Unter den obengenannten Satz schrieb ich zusätzlich in mein Telefon: Nicht die
Regeln zu ändern, sondern das Spiel – das ist Mamiko’s Stil.
In der Vorbereitung zu dieser Ausstellung verbrachte Mamiko Monate damit, gigantische Werke in
einem massstabsgetreuen Modell der Galerie zu verschieben, in dem sie diese in die Höhe hob und
sie an den einen oder anderen Ort klebte. Sie ging dabei vor, als komponierte sie ein Gemälde oder
als dekorierte sie einen Innenraum. Nach einer gewissen Zeit und nach viel Frustration realisierte sie,
dass dies genau das war, was sie in ihrer skulpturalen Arbeit zu vermeiden suchte, nachdem sie vor
langer Zeit ihre Ausbildung als Malerin begonnen hatte. Im Prozess ihre Arbeit zu installieren hatte sie
erneut in der Sprache der Komposition zu denken begonnen – eine sprachliche Sackgasse für ihre
künstlerische Arbeit.
Deshalb änderte sie Ihre Absicht. Die Ausstellung Sky Lobby verweist nun auf Werke des späten
Minimalismus wie Carl Andre’s Eight Cuts und Walter De Maria’s The Broken Kilometer, welche das
Problem der Teil-für-Teil-Komposition1 verhandelten, in dem sie den gesamten Grundriss betrachteten
als wäre er selber ein Rahmen. Gleichzeitig setzt die Ausstellung einen Gegenentwurf zu diesen
historischen Positionen. Die sieben hochglanzpolierten Stangen mit den patinierten Hamburgern,
BP I – VII, stehen in den beiden Galerieräumen und im hinteren Büro im gleichen Abstand zueinander.
Sie sind in der Höhe verstellbar, damit sie an unterschiedliche Raumhöhen angepasst werden können.
Die Distanz zwischen den Stangen ist jedoch von einem 12 x 12 Fuss messenden Raster vorgegeben,
welches sich über den bestehenden Grundriss der Galerie in alle Richtungen weiterführen liesse.
Somit bleibt die Beziehung zwischen den Stangen konstant, dies im humorvollen Vergessen des
Ausstellungsrahmens, der für die einzelnen Arbeiten eine jeweils eigene Aufmerksamkeit fordert.
Die beiden Polka-Dot-“Gemälde” aus Beton und glänzenden Spiegeln nehmen ebenfalls auf diese
Dynamik Bezug: Der Abstand der Punktscheiben bleibt innerhalb und im Verhältnis des Raums der Werke zueinander gleich. Unter diesem Gesichtspunkt ist jedes Werk lediglich ein Stück eines sich
unendlich weit erstreckenden Rasters von Punkten, welches sich nicht wirklich in einen Rahmen
fassen lässt. Theoretisch lassen sich diese Werke unendlich reproduzieren und können in allen
Grössen hergestellt werden, weil sie stets auf den Vorgaben ihrer Ausdehnung beruhen.
In einem ähnlichen Sinne wie die Polka-Dot-Gemälde Piet Mondrian evozieren, lassen die sechs
Wandstücke aus Stein mit Namen von Hamburgern an die ausgeschnittenen Innenräume von
Wohnungen denken, die Gordon Matta-Clark in den 1970er Jahren realisierte. Diese Referenz bezieht
sich in diesem Fall nicht in erster Linie auf die Untersuchung des Rahmens als eine Grenze, obschon
dies Matta-Clark auch interessiert haben dürfte, sondern auf die Neuverankerung der Werke an einem
künstlichen Treffpunkt und die Definition neuer Spielregeln in der Betrachtung von Kunstwerken.
In den Wandstücken verweist die Kombination dieser Art von Steinen und dieser Art von Schriften auf
deren Verknüpfung auf Fassaden von Hochhäusern, wie sie zum Beispiel in Midtown in Manhattan
auftreten. ¾ LB TRIPLE bezieht sich spezifisch auf ein Gebäude (das Seagram Gebäude von Mies van
der Rohe), aber generell bezieht sich keine der Arbeiten auf ein bestimmtes Gebäude – im Gegenteil:
Ihr Spezifisches ist das Generelle. Mamiko thematisiert diese schwierige Negation von Referenzen und
Beziehungen, indem sie in jedem Werk auf subtile Weise mit ihrer Materialwahl und ihren Setzungen
von Text vorgefasste Meinungen verschiebt.
Die spezifischen Texte in den Wandstücken sind die Namen von kommerziellen Hamburgern, die
Mamiko wegen ihrer skulpturalen Qualität wählte. Damit nimmt sie Bezug auf die Schriften von
Gertrude Stein und ihrer Beschreibung des doppelten Lebens von Objekten und insbesondere von
Worten. Mamiko behandelt diese Namen als wären sie beides: Beschreibungen und skulpturale
Materialien. Sie bezeichnen Grössen, Formen und Gewichte und gleichzeitig verkörpern sie diese
Elemente im skulpturalen Relief.
Die daraus resultierenden Werke sind merkwürdig autoritäre Absurditäten. Architektonische Paradoxe,
deren divergierende Teile grammatisch Sinn zu machen scheinen, die sich aber gleichzeitig nicht
kombinieren und nicht einem übergeordneten System unterordnen lassen. Wenn ich sie
zusammenfüge finde ich keine Summe, kann ich kein übergreifendes Ganzes erkennen, stattdessen
sehe ich die gleiche Beziehung mit den gleichen Bestandteilen nun neu angeordnet.’
Robert Rhee, Künstler und Schriftsteller, lebt und arbeitet in Seattle und New York.
Wir freuen uns sehr, diese neue Gruppe von Arbeiten von Mamiko Otsubo (*1974 in Nishinomiya City,
Japan, lebt und arbeitet in Brooklyn, NYC) in ihrer ersten Einzelausstellung in unserer Galerie zeigen
zu können. Diese erstaunlichen Werke erlauben viele Querbezüge und Assoziationen. Mamiko Otsubo
studierte Kunst, nachdem sie zunächst an der University of California in San Diego einen Abschluss in
Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hatte. Nach den Vorstudien in Pasadena, schloss sie ihre
Studien mit einem MFA an der Yale University ab. Ihre Arbeiten sind in vielen Gruppen- und
Einzelausstellungen in den USA und in Europa gezeigt worden.
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Mamiko Otsubo
Sky Lobby
31 August – 27 October 2013
Opening reception: Friday, 30 August 2013, from 6 to 8pm in the presence of the artist
„Standing in a subway car at the very middle of the Manhattan bridge I punched this phrase into my
phone: installed sculpture is indentured too. I looked around the car and through the windows up and
down the river. A woman sat and read the Times folded into long quarters. A man, headed for midtown,
stood with his back against the door. Everyone was listening to different music and in the precious
silence I hung a little off the center pole.
It should come as no surprise to those who have ridden the B train that we were not bounding across
bridge but stopped, waiting for instructions from the train’s dispatcher. In fact we were suspended
there for fifteen minutes and no one seemed to mind, by which I mean no one’s father, friend, child,
co-worker, spouse or significant other had a total solo meltdown.
I remembered this moment on the train when Mamiko told me her title, Sky Lobby. I pictured my stop
on the bridge as if it were a place: A place embedded not in the landscape but in the motion of the
train, or in this case its immobility. Below the phrase above, I wrote as well: not to change the rules but
to change the play – this is Mamiko’s style.
In the lead up to this show Mamiko spent months moving giant works around a scale model of the
gallery, lifting them from above and taping them to one spot or another in the manner of one
composing a painting or decorating an interior. After some time and much frustration she realized that
this was exactly what she was trying to avoid in making sculpture, having started as a painter a long
time ago. In working to install her work she was once again thinking in the language of composition, a
dead-end language as far as her practice is concerned.
Sky Lobby thus references and serves as a counterpoint to late Minimalist works such as Carl Andre’s
Eight Cuts and Walter De Maria’s The Broken Kilometer, which deal with the problem of part by part
composition1 by addressing the entire floorplan of the exhibition space as if it were itself a frame. The 7
high polished brass poles with patina burger buns, BP I - VII, which strike down at evenly spaced
intervals throughout the gallery and into the office, are designed to be adjustable in height, in order to
accommodate different kinds of spaces and ceiling heights. The distance between the poles, however,
is predefined by a 12’ x 12’ matrix that extends past the present floor plan in all directions. Thus the
relationship between the poles remains constant, in humorous obliviousness to the exhibition as a
frame that demands individualized attention.
The paired concrete and mirror stainless polka dot “paintings” play upon this dynamic as well; The
spacing of the dots remains constant between the works, thereby including the surrounding unframed
space within their rhythm. In this sense, each work is merely a slice of an infinitely continuing pattern of
dots that cannot really be contained within any sized singular frame. Theoretically, these works are
infinitely reproduceable and can be made in any size as they are always accompanied by the
proposition of their expansion.
In the way that the polka dot paintings bring Piet Mondrian to mind, the 6 stone wall pieces with burger
names conjure Gordon Matta-Clark’s excised residential interiors. These references, however, are
demonstrative of how the works pivot and how they play, for their main interest is not the exploration of
the frame as a border but as an artificial meeting place.
In the stone wall pieces the combination of the kind of stone and the kind of lettering is meant to call to
mind common pairings of materials in skyscraper facades. ¾ LB TRIPLE has a specific reference (the
Seagrams Building by Mies van der Rohe) but in general, none of them are meant to be building
specific. They are meant to be specifically general. In working toward this uneasy negotiation of
reference and affect, Mamiko interlocks shifts in scale with subtle shifts in materials and in the layout of
text.
The specific text in these works are commercial hamburger names chosen for their sculptural qualities.
Reminiscent of Gertrude Stein’s evocation of the double life of objects, and most notably words,
Mamiko treats these names as if they were both descriptions and sculptural materials. They speak of
sizes, forms, and weights while also embodying these elements in sculptural relief.
The resultant works are strangely authoritative absurdities. Architectural paradoxes whose divergent
parts seem to make sense grammatically while at the same time failing to combine, to disappear into
the whole. When I add them up I find no sum, no possibility of wholeness, but instead the same
relationship with the same parts now rearranged.“
Robert Rhee, artist and writer who lives and works out of Seattle and New York
We are delighted to show this body of new works by Mamiko Otsubo (*1974 in Nishinomiya City,
Japan, lives and works in Brooklyn, NYC) in her first solo exhibition in the gallery. This amazing new
works allow many cross references and associations. Mamiko Otsubo studied art, after having
accomplished a BA in Economics at the University of California in San Diego art. First she did her BFA
in Pasadena and afterwards an MFA at Yale University. Her work has been show in many group and
solo exhibitions in the US and in Europe.