Highlights 2013

Highlights 2013

Schlüterstrasse 54 Berlin, Germany Friday, December 6, 2013–Thursday, February 20, 2014

im lauf der zeit by reinis liepa

Reinis Liepa

Im Lauf der Zeit, 2012

Price on Request

markusplatz ii by vija zarina

Vija Zarina

Markusplatz II, 2013

Sold

HIGHLIGHTS 2013
CONTEMPORARY FINE ARTS

GRUPPENAUSSTELLUNG / GROUP EXHIBITION

Künstler der Galerie mit neuen Exponaten

06. Dezember 2013 bis 20. Februar 2014

Highlights aus Lettland

Gibt es noch Spannendes in unserer medialisierten und entzauberten Gegenwart zu entdecken? In ihrer Ausstellung „Highlights 2013“ beweist die TVD ART Galerie in Berlin-Charlottenburg erneut, dass die Realität sich vielschichtiger erweist, als es der schnelle Blick des Vorübergehenden gestattet. Auf ca. 15 Leinwandbildern inszenieren die jungen lettischen Künstler und Künstlerinnen der Galerie ihre eigene Vision der Welt, in der sie leben und arbeiten, ohne die Anbindung an die nationale und internationale Kunsttradition zu verlieren. Das Schrille, Laute meiden sie, die Geschwindigkeit der Moderne entschleunigen sie.

Paulis Postazs „Venus von Riga“ setzt die Frührenaissancemalerei Italiens in Gang, um die private Umgebung in anderem Gewand zu schildern. Flera Birmane, die seit 2010 die Hälfte des Jahres in Nepal an der Tsering Art School die altbuddhistische Thangka-Malerei studiert, platziert einen jungen Nepalesen vor seinen Schreibtisch, doch die Wirklichkeit wird entrückt durch den Schwarm der Reiher, die seine Ideenwelt umkreisen. Vineta Priste-Karkla zeigt eine Vorliebe für die Grisaille und liebäugelt in ihrer „Spielerin“, die sie als junge Frau im adretten schwarzen Kleid die Karten mischen lässt, mit der Genremaleei der Niederländer des 17. Jahrhunderts. Deren prunkvolle Stillleben haben auch Kalvis Zalitis inspiriertt: in dunklen altmeisterlichen Tönen schwelgt er genüsslich in der Opulenz und dem Glanz von Früchten, Gefäßen und edlen Stoffen, die er in bühnenbildhaftem Helldunkel zu ausschweifenden Kompositionen arrangiert. Reinis Liepa verbindet die surrealen Welten eines René Magritte mit den persönlichen Impressionen eines jungen Mädchens von Heute, das er auf die Reise durch die Zeit schickt.

Am versiertesten im Umgang mit der Palette ist Anna Baklāne: ihre kunsthistorischen Reminiszenzen, die von der Renaissancemalerei bis hin zur Art Déco einer Tamara de Lempicka oder der Neuen Sachlichkeit reichen, überträgt sie auf ihre Porträts von jungen schönen Frauen, die vor wuchernden floralen Mustern oder leerem Grund, gerne in historischem Kostüm, posieren. Versiert in der Abstimmung der leuchtenden Töne und Farbnuancen, spielt sie mit kompositorischen Details, lässt das Bild zum Wunderwerk an Farbe, zum Bild an sich und die Frau zur „grande dame“ werden. Kaum steht ihr Anna Afanasjeva nach, die vor subtilen Landschaften die holde Weiblichkeit in marmorhafter Kühle präsentiert - mit einem Augenzwinkern etwa gegenüber der manieristischen Schule von Fontainebleau, die ebenfalls das Gedämpfte liebte.

Vija Zarina, als Jahrgang 1961 die älteste unter den von TVD ART vertretenen Künstlern und Künstlerinnen, gehört zu den anspruchsvollsten Malerinnen der lettischen Moderne. Sie liebt die verhaltenen Töne, die Stille im Bild: gerne betreibt sie eine Hommage an die Lagunenstadt Venedig, deren Markenzeichen, den Markusplatz, sie durch ungewöhnliche Perspektiven verfremdet, doch weiß sie auch anderen Motive mit dem melancholischen Schleier eines Geheimnisses zu umhüllen. Ihre Werke befinden sich bereits. im Besitz von öffentlichen Museen Russlands und Lettlands.

Die meisten Bilder, der Ausstellung die auch vor dem großen Format nicht zurückscheuen, entstanden 2012 und 2013. Ihre Künstler, geboren in den 1970er und 1980er Jahren, sind handwerklich hoch versiert und verlassen das Figurative auch dann nicht, wenn sie in surreale Welten eintauchen. In Anlehnung an die Alten Meister und mit der Hingabe an eine fast fotorealistische Wiedergabe von innerlich wie äußerlich Geschautem geben sie der Realität die Chance, nochmals neu entdeckt zu werden: der Mythos wird alltäglich, das Alltäglich zum Mythos. Der sozialistischer Sowjetrealismus ist verschwunden, doch sein Realismus lebt als Mischung aus alter Tradition und Moderne weiter in den Bildern der neuen Meister, die ihn mit gänzlich neuen, nun völlig unpolitischen Inhalten zu füllen wissen: das Leben als neue Augenweide.

Lettland stand von 1940 bis 1990 als sozialistische Republik unter der Herrschaft der Sowjetunion. Seit 1990 parlamentarische Demokratie und seit 2004 EU-Mitglied, wird der baltische Staat 2014 den Euro einführen und zudem 2015 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen. Aus diesem Anlass findet am Sonntag den 15. Dezember nachmittags im Bundesfinanzministerium an der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte ein Empfang statt, bei dem die TVD ART Galerie, die als einzige Galerie Deutschlands die lettischen Zeitgenossen vertritt, zwanzig Gemälde ihrer Künstler vorstellt und Agate Apkalne mit einer eigenen Solo-Schau repräsentiert ist: auch sie bevorzugt die Darstellung der Frau, die sie mit Tieren aus der Sagenwelt zu dekorativen märchenhaften Szenen verbindet: die 1977 in Riga geborene Künstlerin, die Design an der Kunsthochschule und Grafik an der lettischen Kunstakademie in Riga studierte, wird auch vor Ort ein Bild als „live -event“ malen.

Dr. Angelika Leitzke