Svitlana Galdetska
Painting
07. Juni bis 20. Juli 2014
Vernissage am 06.06.2014 von 19.00 bis 21.00 Uhr
Sommer, Sonne, Wind und Wasser. Oft sind diese Phänomene schon gemalt worden - bevorzugt von französischen, dann deutschen Impressionisten gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Doch statt dem Freizeitvergnügen des Großstädters oder einer erlesenen Upper Class zu Wasser und zu Lande illustriert die ukrainische Malerin Svitlana Galdetska eine Familiengeschichte im Kleinen, aufgenommen im Sommer am Meer mit ihren beiden Töchtern, die ihr willig Modell standen. Mit flatternden blonden Haaren im Wind, mit den nackten Füßen im Wasser watend oder breitbeinig vor der Brandung stehend, um deren wilde Gischt zu beobachten. Fremde haben hier keinen Zutritt, jede Pose, jeder Manierismus wird vermieden: willkommen im Paradies, dessen genauen Ort Galdetskas Bilder nicht verraten.
Auf großen, fast quadratischen Leinwänden betreibt die Künstlerin ein intimes Studium der Welt ihrer Kinder und der Landschaft, in der sie in vollkommener Natürlichkeit eingebettet sind. Akribisch genau hält Svitlana Galdetska die Szenerie wie in einem fotografischen Close-up fest, das alles Überflüssige, Störende ausschaltet: was zählt, sind Himmel, Wasser, Luft, Licht und die unbeschwerten Bewegungen der Kinder, die das sommerliche Badevergnügen genießen, das Spiel von Licht und Schatten, das die Sonne auf Wasser, Sand und die Figuren wirft, der Wind, der Wellen und die Kleidung der Kinder bewegt. Auch sie ist sommerlich gestimmt, helle bunte Farben dominieren und harmonieren mit der lichten Palette der Malerin.
Mögen diese Gemälde beim Betrachter Erinnerungen an Kindheit und Jugend oder an eigene Urlaubserlebnisse auslösen - die geradezu verblüffend fotorealistische Malweise und handwerklich-technische Perfektion der Künstlerin erlauben trotzdem keine Ausflüchte in Doppelbödigkeiten; auch nicht, wenn sie ihre Töchter in blütenweißen Kleidern, vom Sommerwind gebläht, vor eine nackte Mauer stellt, auf der lediglich die Schatten der Figuren und von Baumgeäst dekoratives Leben erzeugen.
Geboren 1972 in der Ukraine, studierte Svitlana Galdetska von 1991 bis 1997 an der Ukrainischen Akademie für Kunst und Architektur in Kiew. Seit 1999 hat sie Einzelausstellungen in Kiew, seit 1996 ist sie in Gruppenausstellungen in der Ukraine, Polen, Moskau, den USA sowie des Baltikums vertreten, u. a. war sie bei der Schau „Große Künstlerinnen der Ukraine“ 1996 im Ukrainischen Nationalmuseum in Kiew präsent. Seit 2000 ist die Malerin Mitglied im Künstlerverband der Ukraine. Zu den Künstlerinnen der TVD ART Galerie in Berlin gehört sie seit 2011. Die Malerin, die in Kiew lebt und arbeitet, ist mit ihrem Gemälde „Mein Sommer“ von 2012, das ihre kleine Tochter am Strand zeigt, auch in dem 2013 von Reinhard Fuchs herausgegebenen zweibändigen Katalog „Women in Art“ verzeichnet, der Werke von Künstlerinnen aus der Zeit von 1100 über das Mittelalter bis hin zur Gegenwart auflistet.
Die Künstlerin, die so überzeugend Licht und Bewegung malen kann, favorisiert figurative Bildserien zu bestimmten Themen - wie in der Reihe „Der Raum um mich“ von 2012/2013, von der die TVD ART Galerie Gemälde zeigt. In ihrer Folge „Grüne Linie“ von 2010/2011 entwirft Galdetska dagegen Stillleben modernster Art, indem sie als Naturausschnitt Bäume und „gemeine“ Küchen- und Wiesengewächse schildert, wie sie etwa auf der Krim wild wachsen. Ihre Schmetterlingsraupe oder die Distel, die sie - wiederum in Nahsicht - bei TVD ART zeigt, legen davon ein Zeugnis ab, wie der Mikrokosmos durch die extreme Nahsicht zum Makrokosmos wird. Fotorealistische Abbildung vermischt sich hier mit naturgetreuer Nachzeichnung der einzelnen Pflanzen und Tiere, die in der heutigen zeitgenössischen Kunst kaum als abbildungswürdig gelten.
Bei Svitlana Galdetska ist eben die Welt noch in Ordnung - und das ist auch gut so.
Dr. Angelika Leitzke