Sonnig, nicht bedeckt: der Frühling steht vor der Tür und hat nach einer kompletten Hausrenovierung auch in der Galerie TVD ART seinen Einzug gehalten.
Doch nicht nur in den Räumen, sondern auch in den lichten Bildern von Svitlana Galdetska, deren Ausstellung "Sonnig, teilweise bedeckt" bis Ende April verlängert ist.
Wenn Luft sich malen ließe, so wäre sie bestimmt eine der Ersten, die hier ihr Können unter Beweis stellen würde. Die ukrainische Malerin Svitlana Galdetska hat sich darauf spezialisiert, in ihren Figurenbildern die Dynamik von Licht und Schatten, Wind und Luft wiederzugeben - in heiteren Szenen von Sommer, Sonne, Strand, in Sequenzen des unbeschwerten Lebens in der freien Natur, vielleicht irgendwo am Schwarzen Meer. Doch fernab von jeglicher impressionistischer Attitüde betreibt die Künstlerin ihr Metier: in einem geradezu beängstigend genauen Fotorealismus schildert sie die Bewegungen, die atmosphärische Phänomene bei Mensch und Umwelt hinterlassen, dies bei lichter, reich nuancierter Palette.
Nahezu synchron tanzen zwei weiß gekleidete Mädchen am Meer auf dem Sand, den der Wind zu kleinen Furchen gekräuselt hat, während die Gischt der Brandung im Hintergrund glitzert. Sonnig, teilweise bedeckt zeigt sich das Wetter in einem Gemälde, auf dem sich ein Kind buchstäblich in die Luft schwingt - skurril ergänzt sein Schatten auf dem Strand die Figurenreihe der Badegäste. Bewusst unvollendet beließ die Künstlerin ihre gemalte Momentaufnahme „Der Sprung“: das kurze Aufbauschen des Kleides ihrer jungen Protagonistin durch eine Böe und das Flattern der Haare sind hier Thema - fast vermeint der Betrachter die starke Brise zu spüren, die durch das Bild weht.
Auf anderen Gemälden fokussiert Svitlana Galdetska die Schattenspiele, die Licht und Luft auf Mauern und Wänden zaubern: florale Geflechte und Muster entstehen, womit die Künstlerin zugleich auf eine ihrer weiteren Spezialitäten hinweist: so malt sie Pflanzen-Stillleben im close-up, in denen sie „gemeine" Küchen- und Wiesengewächse abbildet, wie sie etwa auf der Krim wild wachsen, auch dies in strengem Fotorealismus. Bevorzugt arbeitet sie in Serien, bei TVD ART sind ihre jüngsten Figurenbilder zu sehen, die das große Format nicht scheuen und in denen es meist „sonnig, ein wenig bedeckt“ ist.
Geboren 1972 in Kiew, studierte Svitlana Galdetska von 1991 bis 1997 an der dortigen Ukrainischen Akademie für Kunst und Architektur. Seit 1999 hat sie Einzelausstellungen in Kiew, seit 1996 ist sie in Gruppenausstellungen in der Ukraine, Polen, Moskau, den USA sowie des Baltikums vertreten. Sie ist auch in dem 2013 von Reinhard Fuchs herausgegebenen zweibändigen Katalog „Women in Art“ verzeichnet, der Werke von Künstlerinnen aus der Zeit von 1100 über das Mittelalter bis hin zur Gegenwart auflistet.