Ilja Heinig
1950 in Leipzig geboren
Studium an der HdK Berlin
Meisterschüler bei Prof. Klaus Fußmann
Stipendium Alternative Work Site Bemis Project, Omaha, Nebraska
lebt und arbeitet in Berlin und Wehningen/Elbe
In Process
Es hat länger gedauert, als ich dachte, auf alle Fälle ein gutes Jahr, bis ich mich mit Ilja Heinig auf einen Besuchstermin in seinem Landatelier in Wehnigen an der Elbe einigte.
Abgesprochen hatten wir beide nur lose einen Ausstellungstermin für Anfang 2021, was wir ausstellen, sollte vor Ort in Wehningen entschieden werden. Die letzte der 4 – 5 gemeinsamen Ausstellungen liegt schon gut drei Jahre zurück, seid bestimmt über 30 Jahren kenne ich seine Arbeiten.
In der zeitgenössischen Kunst zählt man Ilja Heinig als Vertreter der „Neuen Wilden“. Bei ersten Begegnungen mit seiner Arbeiten hatte mich das am Anfang etwas irritiert. Denn die sogenannten „Neue Wilden“ wie Salome, Elvira Bach oder auch Rainer Fetting malten alle figurativ.
Heinig dagegen malte und malt abstrakt. Immer mit großer Geste, manchmal scheinen die Leinwände an Actionpainting zu erinnern. Der Eindruck wird vermittelt, dass hier einer agiert, und das findet man schon in seinen frühen Werken Anfang der 80er Jahre, der auf die weiße Malfläche mit einem dicken Pinsel, ein Maurer würde Quast sagen, einen ersten Schwung malt. Dann häufig nur mit einer Farbe, Rot zum Beispiel, oder auch Gelb, und Blau, auf den schwarzen Anfang reagiert und ihn fortführt. Heinigs Bilder wirken wie in einem Malrausch oder –aktion hingeworfen.
Da wird nicht lange gegrübelt und überlegt, die Bilder wachsen selbstverständlich aus sich heraus.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf fuhr ich nach Wehningen und als Ilja und ich das große Grundstück überquerten, er das Atelier aufschloss, für Licht sorgte, verschlug es mir im ersten Moment die Sprache. Ohne Frage, das waren Arbeiten von Ilja Heinig, die Herkunft kann man deutlich sehen. Aber nicht nur, dass sie zum Teil farbiger waren, eine große Frische verbreiteten, sie nehmen einen gefangen, und mit auf den malerischen Weg, den Ilja gegangen war und geht.
Lange sprachen wir über seine neuen Arbeiten, manchmal dachte ich, er wollte eine von mir für die Ausstellung ausgesuchte zurückziehen, weil er sie auf einmal noch nicht für fertig erachtete, ich ihm aber sagte, dass ich die Ausstellung vor meinem inneren Auge schon aufbaue und diese unbedingt für diese bräuchte.
Seine Antwort am Ende, bevor wir in das Wohnhaus hinübergingen, ein Bier öffneten und die Auswahl der kleineren Formate trafen: „Nimm einfach mit was Du meinst, es ist eh in meiner Malerei ständig alles in Bewegung, ob es fertig ist weiß ich häufig nicht und das ist mir eigentlich auch egal, es ist alles IN PROCESS.“
Matthias Fuhrmann, Dezember 2020