„Paradies: Ort, Bereich, der durch seine Gegebenheiten, seine Schönheit, seine guten Lebensbedingungen alle Voraussetzungen für ein schönes, glückliches, friedliches Dasein erfüllt“, so die Definition laut Duden. Es sei dahingestellt, inwieweit dieses unser Umfeld, unsere Umwelt jemals einem solchen Ideal überhaupt entsprochen hat; fest indes steht, ohne Umschweife, ohne Zweifel und geradeheraus: Man, Unsereins, fühlt sich bedroht, verunsichert, in Ungewissheit wähnend – alles andere als auf Rosen gebettet, in Watte gepackt, paradiesisch in Glückseligkeit zuhaus‘. Zappt sich der Rezipient durch die TV-Talk-Runden, durchwandert die Buchläden, das Internet, blättert sich durch die Tagespresse, die Monatsmagazine, das Kinoprogramm, sticht ins Auge, ja, mitten ins Herz diese eine Schlagzeile in großen Lettern „ZUKUNFT IN GEFAHR“.
Kein Wunder, natürlich, selbstredend, wir alle wissen darum, um all die Kriege und Krisen derzeit – nicht genug der faktisch belegten Katastrophen, nein, überschlagen sich die Medien jedweder Art vor Brutalität und Schreckensbotschaften, verbal wie visuell. Obgleich im sogenannten postdigitalen Zeitalter unterwegs, auch in der Post-Corona-Ära, scheint nichts hinter sich gelassen, im Gegenteil: stecken wir mittendrin, in der Verzweiflung über zerrüttete Verhältnisse, in ökologischer wie ökonomischer, gesundheitlicher wie gesellschaftlicher, besser, moralischer Hinsicht, geht es letzten Endes auch und vor allem um nicht weniger als um Leben und Tod. Auch die zeitgenössische bildende Kunst, wie sollte es anders sein, stets Spiegel der Zeit, ihres Geistes, schlägt Alarm, das in oft ästhetischer Anmut, auf allegorische Weise, in intellektueller Manier. Gerade die Malerei nämlich ist es, war es immer gewesen, die den künstlerischen Ausschlag gibt, die in Farbe und Form, in Farbauftrag und Formgebung vermittelt, was bewegt, umtreibt, bedrückt oder beglückt.
15 Künstler der Galerie haben wir auserwählt, um durch Acryl, Öl oder Mischtechnik auf Leinwand unsere heutige Situation zu diskutieren, Raum und Zeit zu hinterfragen, um zu sprechen über das Gemälde, in, wenn man so will, konzeptueller oder informeller, figurativer oder gegenständlicher, auch neoexpressionistischer, hyperrealistischer oder poppig-surrealer Dialektik. Thematisiert werden Natur und Mensch, deren Umgang und Abhängigkeit, Domestizierung, Vereinsamung, der Klimawandel, Krieg und Krise, Feminismus, Rassismus und Schönheitswahn, Zerrüttung, Zensur, Brüche - in allen Belangen. Oft greift man auf die guten alten Gattungen zurück, das Stillleben voller Vergänglichkeit, der Akt, das Bildnis voll der Verletzlichkeit, die Landschaft, die Vedute, voll von fragiler Sozialisation; auch aber kreiert man heute gültige Allegorien, Versinnbildlichung moderner Mechanismen; die Attribute: Ipod, Nagellack, Silberfolie.
Die meisten unserer 35 Arbeiten sind kurz vor, während oder kurz nach „Corona“ entstanden, stammen von Künstlern aus ganz Deutschland und treffen, wie wir finden, ins schmerzliche Schwarze. Die Stars unserer brisanten Accrochage also sind: Elvira Bach, Günther Baumann, David Borgmann, Harald Gnade, Henriette Grahnert, Christopher Lehmpfuhl, Ilana Lewitan, Katsuhiko Matsubara, Heiner Meyer, Hermann Nitsch, Anselm Reyle, Monika Schultes, Marina Schulze, SEO und Felix Weinold.